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J. Kupsch: Fünf Sehreibmedien an einem Tisch. 311
„Herr Sch ....*) hat Augen, die selbst sehen
werden!"
Es stimmt das mit meiner Erfahrung überein, wonach
die Geister denjenigen Menschen, dem sie zugesellt sind,
in Schutz nehmen. Eine Monitur konnte es für mich um
so weniger sein, als A faktisch nicht im Stande war, das
Geschriebene — ich glaube etwas Fremdsprachliches —
gleich zu lesen. Als ich fragte, ob derselbe Geist dieses
geschrieben, der A die Hand geführt, schrieb meine Hand
ein dreimaliges: Ja!
Das Dienstmädchen trat ein und setzte ein Theebrett
mit Bierflaschen und Gläsern auf die Kommode. Die Absicht
unseres Wirthes war eine freundliche, aber ich gerieth,
offen gestanden, gerade deshalb in Verlegenheit. Mir
wurde plötzlich der Kopf in die Höhe gezogen, und der
Geist, der sich meiner als Sprechmedium bedient, sprach
aus mir in lauter Sprache einen Vers über die Oigarren,
zu denen die übrigen Theilnehmer des Zirkels sich verstehen
wollten; jedenfalls waren, wie ich weiss, diese Worte
gut gemeint, da Bier und Oigarren bei den angezogenen
Geistern hätten Entrüstung hervorrufen können. Mir sollte
durch die humoristische Auffassung der Sachlage auf Seite
der übrigen Geister Hülfe von diesen selber kommen. Als
die Frage aufgeworfen wurde, ob die Geister es wohl gern
sähen, dass ein Glas Bier von uns, d. h. am andern in der
Stube befindlichen Tisch, getrunken würde, schrieb
D: „Zwei!"
und:
„Freu dich mit den Fröhlichen!"
„B: Bibite, wer Durst hat!"
und:
„Trinket bei den Geistern Bier!" (Ich kenne diesen
humoristischen Geist!)
Ich: „Ja! Ja! Ja!"
Es folgten weitere Scherze der Geister.
A schrieb: Baausvg jiot'tjv Iv QovXrj
mgtoq elg rov #a^rov**)
Es ist dies die bekannte, im Studenten-Kommersbuch
stehende Scherzübersetzung des Goethe'schen: „War einst ein
König in Thüle."
A schrieb weiter:
„öavtp tpiel 6av coIqöt 6ov slv <pilogavq>
öevv (?) öis ßQivysv avx viyxö Qov cosge wag corjQt ax"
*) Der Name ist wieder ganz ausgeschrieben. €
**) Die Spiritus wurden fast regelmässig gesetzt, doch blieben die
Accente fort.
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