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Wittig: Herr Julius Stinde als Entlarver des Spiritismus. 315
„die Spiritisten behaupten, dass böse Geister die Medien
„bei solchen Gelegenheiten beherrschen und zum Betrüge
„anstiften. Es sind die Zuchthäusler aus dem Jenseits, die
„trügen und lügen." — Als Beispiel führt er nun Miss
Florence Cook vor, durch welche der Geist Katie King (vor
200 Jahren Hofdame der Königin Catharinau die Schubert-
sehe Lieder sang!) zu Professor Crookes gesprochen und
diesen berühmten Physiker drei Jahre lang dupirt haben
soll, — weil sie später einmal am 9. Januar 1880 von zwei
„jungen" Porschern Georg R. Sitwell und Karl von Buch als
Simulantin eines Geistes ergriffen wurde. Zwei junge, in
diesen Dingen noch ganz unerfahrene Forscher gegenüber
einem Crookes schnellen in den Augen des Herrn Stinde
diesen hoch empor in seiner Wagschale. Hat er Crookes'
Artikel über die Phänomene bei Miss Cook wohl eingehend
studirt,*) und kann er z. B. von eines späteren Betrügers
Unredlichkeit schon sichere Rückschlüsse auf dessen frühere
erprobte Ehrlichkeit machen und deshalb auch diese verdächtigen
? Hier hört Herrn Stinde's Logik auf und zeigt
sich seine fixe Voreingenommenheit gegen fest bezeugte
Thatsachen unseres Seelenlebens, welche nicht Crookes allein,
sondern Hunderte und Tausende in ganz ähnlicher Weise
erlebt haben. —
Alsdann bespricht er den noch ebenso unerwiesenen
Entlarvungsfall des Mr. Eglinton in München, den er aus
den „Psych. Stud,"**) sorgfältiger hätte studiren können.
Und dabei ruft er noch aus: „Es geht eben nichts über
Vernunftschlüsse!" weil man diese vermeintliche Entlarvung
als eine glänzende Bestätigung für das Vorhandensein von
Geistern in spiritistischen Blättern zu erklären versucht
habe, — als ob er sich nicht selbst auf ähnliche gewagte
Vernunftschlüsse stützte!! — Sodann kommt er auf die
angebliche Entlarvung der Gebrüder Bavenport im Jahre
1865 durch den Goldarbeiter Hartmann zu sprechen, trotzdem
die Davenporfs noch bis hoch in die 70er Jahre hinein
ihre seltsamen Produktionen zeigten, die unseres Wissens
niemals aufgeklärt wurden. — Was er weiter über Mr. Home
und sein Verhältniss zur Wittwe Lyon in London zu äussern
wagt, die jenem auf Anweisung des Geistes ihres verstorbenen
Gatten 65,000 Pfund Sterling vermachte und, infolge der
Einmischung der wirklichen Erben, als ein „Opfer eines
diabolischen Betruges" hingestellt wird, sind sammt der an-
*) Wir verweisen Herrn Stinde dieserhalb auf die ersten 3 Jahrgänge
der „Psychischen Studien" 1874—1876. — Die Eed.
**) Siehe Jahrgang 1880. — Die Redaktion.
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