Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 324
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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324 Psychische Stadien. XI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1884.)

und jede Philosophie, als solche, steht ausser dem Bereiche
meiner Kritik. Was mein Interesse an dieser Arbeit erweckte
, ist jenes eindringende Studium, welchem die
Sinnestäuschungen, auf Grund von Selbstbeobachtungen,
unterworfen wurden, und jene kritische Beschreibung,
der die Symptome solchartiger Phänomene,
seitens Gemüthskranker, bisher noch niemals
theilhaftig geworden sind.

„Verfasser ist, wollte er es auch leugnen, noch gegenwärtig
gemüthskrank. Dies beweist sein eigenes Geständ-
niss und der Umstand, dass er noch fortwährend dem unwillkürlichen
Beobachten anormaler Sinnesbilder unterworfen
ist,*) jener Sinnesbilder, auf Grund welcher er seine meta-

ihrem ersten Auftreten" ersichtlich ist). Die Gemüthskrankheit
ist eine Krankheit des Geftihlsvermögens; der Wahnsinn, Irrsinn
eine solche des Denkvermögens, des v erstandes, nicht des Anschauungsvermögens
; die Raserei, Tollheit, Tobsucht des Willensvermögens
. Eine Krankheit des Anschauungsvermögens sind die
Sinnestäuschungen, anormalen Sinnesbiider; s. meine „Phänomenologie
" S. 41. Solange wir mit dem Verstände über denselben stehen
und uns der Täuschungen bewusst sind, befinden wir uns nicht im
Zustande des Wahnsinns; ein blosser Irrthum kommt hie? nicht in Betracht
. Der rein Gemüthskranke empfindet Schwermuth, Zorn,
Aerger, Kummer, Angst, Heiterkeit Wonne etc. ohne äussere Veranlassung
, ist sich aber des Krankhaften dieser Gefühle bewusst
und steht mit seinem Verstände und Willen über denselben; Fehler
gewöhnlicher Schwäche kommen hier nicht in Betracht. Man kann zu
gleicher Zeit gemüthskrank und wahnsinnig sein. Der rein Rasende
leidet an einer krankhaften Ohnmacht des Willens, ist sich aber seines
Zustandes bewusst und bei Verstände, wenn er auch für den einzelnen
Akt der Easerei nicht zurechnungsfähig ist. Ein einziges Mal hatte
ich einen Anfall von Raserei, und zwar bei vollem Verstände. Es
war zur Zeit eines der drei Krankheitshöhepuukte. Ich rannte den
mich behandelnden Arzt Dr. Hamburger in Krotoschin mit brüllender
Stimme an, während ich mich meines traurigen Zustandes klar bewusst
war; ich kam mir wie eine fühlende und erkennende Puppe vor,
welche von einer unbekannten Macht willenlos bewegt und als Lautinstrument
behandelt wird, wie eine lebende Maschine; der Wille erschien
mir vollständig von meinem Geiste gelöst. Der Anfall währte
eine bis zwei Sekunden. Vielleicht ist das ein seltener Fall, gewöhnlich
mag wohl Raserei mit Wahnsinn verbunden sein. Nur der Wahnsinnige
ist sich seines Wahnsinns nicht bewusst, er leidet am Verstände
; erst nachdem er aufgehört, es zu sein, erkennt er seinen Zustand
; gewöhnlicher Irrthum ist kein Wahnsinn. Es verräth eine gewisse
Rohheit des Gemüths, einen Menschen wegen seiner Ansichten
als hirnverbrannt und verrückt zv bezeichnen, überhaupt mit Ausdrücken
von Krankheitszuständen zu schimpfen. — JmikowskL

*) Ob Leiden an Sinnestäuschungen stets mit Gemüthskrankheit
verbunden sei, darüber kann nur die Erfahrung entscheiden. Bei mir
ist es im Allgemeinen der Fall, nicht aber im Besonderen. Ich intus-
percipire häufig genug anormale Sinnesbilder, ohne im Gemüth affi-
cirt zu werden.' Jankoivski*


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