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330 Psychische Studien. XI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1884.)
Meter weite Schatten im eigenen Körper nicht Raum finden
können. Statt dessen waren intensiv ausgeprägte Gemüths-
empfindungen vorhanden, welch' letztere dem Phänomen
die eigentümlich satanische Färbung verliehen. Dass die
Vorstellungsbilder der Visceralempfindungen (Organempfin-
düngen) dabei fast gänzlich abwesend blieben, wird dadurch
erhärtet, dass der Verfasser während des Gesichts kein
Bewusstsein von seinem Körper, und keine Vorstellung von
den Grenzen seines Ich hatte.
(Schluss folgt.)
Die menschliche Geistfrage, oder der Geist in der
Erscheinungswelt.
Von J. Strigel.
I.
Man erklärt sich das Entstehen der Welt aus Materie
oder Stoff und aus Geist; im Geiste jedoch scheint jede Erscheinung
zu wurzeln. Sein ßildungsvermögen schläft nicht.
Geist ist vielleicht doch die Ursache der Entwicklung alles
Seienden, und durch die ihm immanente Thätigkeit, mittelst
welcher er die Kräfte aus sich entlässt, die Ursache aller
Bewegungen.
Als ziemlich feststehende Wahrheit gilt der Satz: —
„dass die Dinge nicht das sind, was sie uns scheinen." —
Alle Vorstellungen entstehen in uns durch verschiedene
Selbstbestimmungen oder Thätigkeiten, verursacht entweder
als Reaktionen auf äussere Erregungen und in Folge von
Undulationen, oder der eigenen innern Selbstthätigkeit, wie
z. B. im Denken.
Aber wenn auch alles Denken, als Form und Selbstbestimmung
der eigenen Geistesthätigkeit, auf Vibrationen
beruhen dürfte, so würden wir für die Anschauung einer
bestimmten Idee die Vorstellung eines Bildes, als eines
Komplexes von Bewegungsformen, oder eine solche Einheit
zu wählen genöthigt sein, wie der Künstler sein Urbild der
bestimmten Idee als Einheit sich vorstellt. Die Perser
sprachen vom Urbild Zarathustrds nach der Sage.
Alle in der weiten Welt differenzirten Einheiten, bis
zur bewussten Persönlichkeit, reflektiren und modifiziren
aus der Allfluth der uns umwogenden Vibrationen den Geist
in der Bewegung auf besondere und mannigfache Weise;
als Bilder und als Vorstellungen in sich jedoch wohl nur
die empfindenden Wesen stufenweis heller, weiche erst im
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