Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 333
(PDF, 166 MB)
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* Strigel: Die menschliche Geistfrage, oder der Geist etc. 333

des menschlichen Magnetismus, des Somnambulismus
, Hypnotismus, des Hellsehens und der Ekstase!

Die „Geister" spuken selbst in unserer, man sagt, erleuchteten
Zeit bedeutend, und die finstere Vergangenheit
mit ihrem Wahn- und Trugglauben, der Hexenprozesse u. s. w.
wird hoffentlich für alle Zeiten vorbei sein. Aber in diesen
stets in andern Formen, und doch mit einer gewissen Ueber-
einstimmung wiederkehrenden, nicht zu ertödtenden Erscheinungen
müssen missverstandene*) Kräfte unserer eigenen
innern Natur wirksam sein, welche, wenn zurückgedrängt,
wieder aufs neue hervorbrechen. Zur Zeit wird dieses
Gebiet von vielen Unberufenen ausgebeutet und nicht stets
mit vollen Verständniss kultivirt. — Doch nicht das Erstemal
macht die „Wissenschaft", unter Applaus eines hocheinsichtsvollen
geehrten Publikums, eine Sache lächerlich
und erklärt in Bausch und Bogen Etwas für Wahn oder
Betrug, was von tonangebenden „Grössen" noch nicht allgemein
beschützt wird. Indess — auch die tagwache Wissenschaft
ist nicht wahnfrei! Dieses sollte man besser beachten.
Denn — „dem Wahnsinn ist der grösste Geist verwandt,
und beide trennt nur eine dünne Wand!" — Wäre genau
bekannt, wie überhaupt unsere Vorstellungen zu Stande
kommen, so müssten uns diese Dinge verständlicher werden.

Baco von Verulam, Schopenhauer und Andere haben den
sogenannten modernen Spiritualismus, kurz von Prof, Zöllner
„Spiritismus" getauft, als eine Art „Experimentalmetaphysik"
empfohlen ;**) und vielleicht könnte durch Beobachtung dieser
Thatsachen mancher luftigen Spekulation der Boden entzogen,
andern eine bessere Begründung verschafft werden. Schopenhauer
hielt es daher für eine Pflicht jedes wahren Gelehrten,
sich mit dem Somnambulismus gründlich bekannt zu machen;

— wenn die Neigung aber dazu fehlt oder Zeit, so mag
die Versäumniss entschuldbar sein! Doch ist es einfach
nicht wahr, was vielfach behauptet wird: — „dass diese
Zustände noch nie Praktisches für das Leben geleistet haben."

— Was unsern Neigungen widerspricht, oder was man nicht
kennt, unterschätzt man nicht selten! Alle Religionen aber
berufen sich als Beweis für die Göttlichkeit ihrer Lehre,
oder des Lehrers, auf Thatsachen, welche in dieses Gebiet

*) Wir erinnern nur unter Andern auch an das, was Mystiker von
diesen Dingen fabelten, so wie andere fromme und nichtfromme Leute.
— Die Tbätigkeiten des Geistes nahmen unter dem Einfluss der Zeitrichtungen
die extremsten Formen an. Das Beste artet aus und wird
leicht durch Uebertreibungen krankhaft.

**) Prof. Zöllner empfiehlt dafür die Bezeichnung: „Transcendentale
Physik" nach dem Vorschlag von Prof. I. H. Fichte.


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