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338 Psychische Studien. XI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1884.)
tung durch Druck auf die Weichtheile, Todtenflecken, eine
eigentümliche gelbliche bis wachsbleiche Leichenfarbe,
Ueberhandnahme der rein mechanischen Verhältnisse im
Körper, das Brechen der Augen und die Trübung der
Hornhaut, zunehmende Weichheit des Augapfels und Erschlaffung
der Iris und Zeichen der beginnenden Zersetzung
mit Grünlichwerden der Haut und Bauchdecken, sowie
Schaum aus Nase und Mund. Einzeln gewährten diese
Merkmale keine Sicherheit, wohl aber in ihrer Verbindung.
Beweiskräftige Mittel, den Tod vom Scheintod zu unterscheiden
, seien noch folgende: „Man lässt wenige Minuten
„hindurch eine Lichtflamme auf etwa einen halben Centi-
„meter Hautfläche einer Zehen- oder Fingerspitze wirken.
„Die entstehende Blase platzt mit einem scharfen, trockenen
„Geräusch, bisweilen mit solcher Kraft, dass das Licht da-
„ durch verlöscht wird. Diese mit Luftentwickelung verbundene
Erscheinung tritt (nach Dr. Martinez) nur bei
„Leichen auf, die man dann ohne Sorge beerdigen kann." —
„Auch das Erlöschen des Lebens in der Haut, wenn die
Finger der Hand nicht mehr rosig durchscheinend sind,
sei nach Dr. Caniere von St. Jean du Gard, welcher dadurch
den von Marquis d'Orches ausgesetzten Preis von
20,000 Franks gewann, ein deutliches Erkennungszeichen
wirklichen Todes. Desgl. straffes Umschnüren eines Fingers,
einer Zehe oder eines Ohrläppchens, und Nichtmehrroth-
werden derselben. — „Auch ein Vorzeichen des nahenden
„Todes ist beobachtet worden. Der italienische Arzt Chiap-
»pelli bemerkte häufig bei Patienten, deren Tod anscheinend
„noch fern war, ein ausserordentlich weites Oeffnen der
„Augenlider, so dass es schien, als wollten die Augen aus
„ihren Höhlen heraustreten. Dies fand er als ein stets
„sicheres Zeichen des in 24 Stunden eintretenden Todes.
„In manchen Fällen war nur das eine Auge so erweitert,
„während das andere normal blieb; in diesen Fällen ist
„der Tod noch nicht so nahe, tritt jedoch in etwa einer
„Woche ein. . . . Eine Erklärung für dieses Symptom kann
„Chiappelli nicht geben, er schreibt dasselbe aber einem
„krankhaften Zustande des Nervus sympathicus zu. — Der
„englische Arzt Crompton bemerkte einen eigenthümlichen
„erdigen Geruch, der von dem Körper der Patienten acht
„bis vierzehn Tage vor ihrem Tode ausströmte und der
„ihn nie getäuscht haben soll — eine ergreifende Illustration
„zu den Worten der Schrift: 'Erde zu Erde!'" — Aber
der Leichengeruch selbst soll kein sicheres Zeichen des
Todes sein, da z. B. bei Faulfieber dieser Geruch selbst
noch in der Reconvalescenz auftreten kann, wie Crem und
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