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342 Psychische Studien. XL Jahrg. 7. Heft. (Juli 1884.)
tion habe ich gezögert, weil mein junges „Sujet", anstatt
an einen Gegenstand zu denken, wie ich es ihm empfohlen
hatte, an eine Person gedacht hat. Zweimal habe
ich bei dieser Person still gestanden und habe sie berührt.
Da ich aber einen Irrthum fürchtete, so habe ich nicht
weiter darin beharren wollen und meine Tastpromenade
unterbrechen müssen, da ich ausserdem von diesem fruchtlosen
Suchen ermüdet war. In dem letzten Falle handelte
es sich nicht um einen meinerseits begangenen Fehler, ja
selbst der Misserfolg bestätigte die Ausgezeichnetheit des
Verfahrens. Den ersten Versuch habe ich mit offenen
Augen gemacht, die anderen mit einer Binde vor denselben,
ich fühlte mich mit derselben hellsehender, Was mich
führte bei meinem Suchen, war einfach die kaum fühlbare,
aber instinktive Bewegung der Hand, welche ich in der
meinigen hielt. Es gehört allerdings eine grosse Sammlung
des Geistes dazu, um diesem geringfügigen Zittern der Hand
zu folgen und seine Bedeutung zu errathen. Aber schliesslich
, und sogar ziemlich schnell, gelangt man dahin, da ich
ohne die geringste Lehrzeit reussirt habe. Glauben Sie
mir, ich habe gar keine Lust, mich als Medium auszugeben,
dennoch war es mir nicht unangenehm, mir selbst von diesen
physiologischen Fakten Rechnung abzulegen. Ob von Cum-
berland entdeckt oder angewandt, bleiben sie sicher interessant
und verdienen das Studium von Spezialisten. Unter diesem
Gesichtspunkte schreibe ich Ihnen diese Worte, die die gewissenhafteste
Wahrheit. Tausend Schönes. Charles Garnier."
Was bei der ganzen Cumberla?id-A&aire uns erheben kann
und ein Zeichen der Trefflichkeit unseres Zeitgeistes ist,
ist, dass Niemand sich die fruchtlose Mühe gegeben, die
Errathungsgabe Cumberland}s auf transscendentale Weise zu
erklären, sondern Jeder redlich bestrebt gewesen ist, nach
Kräften seine wissenschaftlichen Bausteine zur Erklärung
des scheinbaren Phänomens herbeizutragen. (Berl. Volksztg.
v. 14. Juni er.) Wenn doch die genannte Zeitung lieber
an die eigentliche Quelle ginge und unsere von Professor
Barrett gebrachten Artikel über das wirkliche Gedankenlesen
studirte, um einsehen zu lernen, dass es dabei doch
etwas Psychisch-Transscendentes giebt, was Cumberland
's Leistungen hoch und weit überflügelt.
e) Aus Auerbach (in Sachsen) schreibt man, dass
eine dortige Stickerfamilie sich neuerdings die Aufgabe
gestellt hat, die Spiritisterei dort heimisch zu machen.
Gebete und heilige Gesänge leiten die Tischklopferei u. s. w.
ein. Bald rasseln die citirten Mächte im Schornsteine, bald
singen sie im prasselnden Ofenfeuer, bald klappern sie mit
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