http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0383
Nachträge zur Wiener Entlarvung.
375
wohl er entschieden länger als 23 Sekunden von „Geisterhänden
" bearbeitet worden war.
Die diesen Thatsachen entspringenden Folgerungen
Hessen es mir zwecklos erscheinen, ohne besondere äussere
Veranlassung weiteren Seancen Bastians beizuwohnen. Ich
habe meine diesbezüglichen schriftlichen Aufzeichnungen am
15. Juni 1881 Herrn Baron Heilenbach mitgetheilt, ohne sein
vollkommenes Vertrauen zu Bastian im geringsten erschüttern
zu können, ferner einige Tage später den Herren August
Schleicher, Eduard Thomas und Johann Pitsch dasselbe Schriftstück
vorgelesen, um vorläufig an drei völlig unbetheiügten
Freunden die Beweiskraft jener Thatsachen zu erproben.
— Als Bastian zu Ende des Jahres 1881 nochmals in Wien
seinen Aufenthalt nahm, machte ich auch ihn privatim mit
jenen Aufzeichnungen bekannt, worauf er mir gegenüber
bemerkte, dass die Geister manchmal Dummheiten machen
und dass er nicht mehr nach "Wien kommen werde. Inzwischen
gab er diesen guten Vorsatz wieder auf und Hess
auch eine zweite indirekte Warnung — ich habe die hier
mitgetheilten Thatsachen am 3. Januar d. J., ohne Namen
zu nennen, im Wissenschaftlichen Club in Gegenwart
mehrerer Freunde Bastians vorgetragen — unbeachtet, vielleicht
weil er bereits von einem unbestimmten Drange,
definitiv entlarvt zu werden, beherrscht war.*)
Mit dem Ausdrucke vollkommener Hochschätzung
Wien, 22. Februar 1884.
Professor Dr. Oskar Simony*
(Fortsetzung folgt.)
*) Auch Herr Professor Simony scheint diese Zeilen lediglich
unter dem frischen Eindrucke des zur Zeit gerade durch die Wiener
Presse erregten Vorurtheils, als sei Bastian wirklich als Schwindler
und Betrüger entlarvt worden, geschrieben zu haben. Wir geben uns
der testen Zuversicht hin, dass er sich bei dieser Erklärung nicht beruhigen
, sondern in dieser Richtung exakt weiter forschen werde. Wir
erlauben uns, ihn auch an die von Prof. Zöllner citirten Fälle zu erinnern
, wo plötzliche Verschlingungen von Pferde- und Kuhschwänzen
in Ställen eingetreten sind, deren Aufseher unerklärliche mediumistische
Eigenschaften besassen. Besonders Dr. Bruno Schindler führt eine
Menge solcher Fälle in seiner Schrift: „Das magische Geistesleben4*
als so wohl verbürgt an, dass man die Bastian'ücnen Fälle jedenfalls
aus einem anderen Gesichtspunkte, als dem der bloss absichtlichen
Täuschung betrachten kann. Der Sekr. d. Eed.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0383