Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 383
(PDF, 166 MB)
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Wittig: Kritik einer Kaplans-Kritik über Zöllner. 383

wähnt; hier verweisen wir noch auf den Wiener Professor
der Physiologie Dr. Ewald Hering, welcher am 30. Mai 1870
in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Wien
eine Rede: „lieber das Gedächtniss als eine
allgemeine Function der organischen Materie
" gehalten hat. Dort sagt er: —

„Man hat die mündliche und schriftliche Ueberlieferung
das Gedächtniss der Menschheit genannt, und dieser Sprucli
hat seine Wahrheit. Aber noch ein anderes Gedächtniss
lebt in ihr, das ist das angeborene Reproductionsvermögen
der Gehirnsubstanz, und ohne dieses wären auch Schrift und
Sprache nur leere Zeichen für das spätere Geschlecht. Denn
die grössten Ideen, und wären sie tausendmal in Schrift
und Sprache verewigt, sind Nichts für Köpfe, die nicht dazu
gestimmt sind; sie wollen nicht bloss gehört, sie wollen
reproducirt sein. Und wenn nicht mit dem Reichthume der
von Geschlecht zu Geschlecht überlieferten Ideen auch der
Reichthum innerer und äusserer Entwicklung des Gehirns
fortwachsend sich vererbte, wenn mit dem schriftlich bewahrten
Gedanken nicht auch das gesteigerte Vermögen
zu seiner Reproduction auf die kommenden Geschlechter
überginge, so wären Schrift und Sprache umsonst. Das be-
wusste Gedächtniss des Menschen verlischt mit dem Tode,
aber das unbewusste Gedächtniss der Natur ist treu und
unaustilgbar, und wem es gelang, ihr die Spuren seines
Wirkens aufzudrücken, dessen gedenkt sie für immer." —

Hier hat Herr Kaplan Fischer einen neuen Fall, in
welchem das sinnlich wahrnehmbare Gehirn für seine
dasselbe beseelende, aber unsichtbare Geisteskraft gesetzt
wird, ohne dass darum die letztere in ihren wesentlichen
Charakterzügen geleugnet wäre. Und ähnlich hat
sich auch Zöllner über die generatio aequivoea oder Urzeugung
organischer aus (nur scheinbar) unorganischer
Materie im Urstoffe ausgelassen, welcher eben schon alle
Urkraft in sich trug, oder umgekehrt von aller Urkraft
hervorgesetzt (geschaffen), getragen und entwickelt wurde.
Somit wäre Fischer}s vielleicht geheime Befürchtung, dass
am Ende damit die Gottheit selbst geleugnet sein oder werden
könnte, welche er beliebig hinter oder vor, in oder ausser
diese, die Urmaterie belebende Allkraft setzen kann, insofern
die Gottheit zur Existenz beider absolut wesentlich
ist, ganz gegenstandslos. Zöllner ist kein Gottesleugner
. Er spricht hierin eben nur vom Standpunkte
des an seine Sinnesbeobachtungen experimentell gebundenen
Naturforschers aus, welche niemals die hypothetischen Ideale
des denkenden Geistes erreichen. Wenn aber auch die


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