http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0392
384 Psychische Studien. XL Jahrg. 8. Heft. (August 1884.)
Gottheit selbst nur eine, wenn auch die höchste, Hypothese des
denkenden Geistes wäre, würde sie darum, weil sie durch
vereinzelte sinnliche Experimente in ihrer Allwirksamkeit
nicht bewiesen werden kann, weniger wirklich und wirksam
sein? Und wäre es nicht ganz derselbe Fall mit einer uns
noch ebenso hypothetischen jenseitigen (transcendenten)
Geisterwelt, welche durch alle bisherigen sinnlichen Experimente
sich noch ebenso wenig exact und inductiv-sicher hat
erweisen lassen, als die Hypothese einer Seele aus allen
anatomischen und physiologischen Vivi- und anderen Sec-
tionen? Vielleicht geht Manchem an den Zöllner sehen Beispielen
dessen, was induetive und deduetive Beweisführung
eigentlich zu leisten vermögen, ein neues
elektrisches Gr 1 ü h 1 i c h t für die Erkenntniss seines theoretischen
und praktischen Standpunktes zum Glauben und
Wissen von der transcendenten Gottes- und Geisterwelt auf,
welche ebenfalls principiell feststeht, experimentell vorerst
aber stets zu anderen, wenn auch nicht minder wichtigen
sinnlichen Zwischenerkenntnissen führt.
Um aber Herrn Kaplan Fischer7$ merkwürdigen Standpunkt
zu einem Vernunftdogma gegenüber Zöllner gerade
in der Hypothese der generatio aequivoca oder
Urzeugung der organischen aus der unorganischen Materie
vollkommen zu begreifen, dürfen wir nur auf die bereits
angezogenen Vatikanischen Satzungen 1. „von
Gott dem Schöpfer allerDinge" hinweisen. Daselbst
heisst es: — 1) Wer da den Einen wahren Gott,
den Schöpfer und Herrn der sichtbaren und unsichtbaren
Dinge leugnet, der sei im Banne. — 2) Wer sich nicht
schämt, zu behaupten, ausser der Materie gebe es nichts;
der sei im Banne. — 3) Wer da sagt, Gottes und aller
Dinge Substanz oder Wesen sei eines und dasselbe; der sei
im Banne. — 4) Wer da sagt, die endlichen Dinge, sowohl
die körperlichen wie die geistigen, seien ein Ausfluss der
göttlichen Substanz; oder das göttliche Wesen werde zu
Allem, indem es in die Erscheinung tritt und sich entwickelt
; oder endlich, Gott sei das allgemeine oder unbestimmte
Sein, welches dadurch, dass es sich bestimmt, das
in Gattungen, Arten und Individuen unterschiedene All
der Dinge setze; der sei im Banne. — 5) Wer da nicht
bekennt, dass die Welt und alle Dinge, welche in ihr enthalten
sind, sowohl die geistigen wie die materiellen, nach
ihrer ganzen Substanz von Gott aus dem Nichts hervorgerufen
sind; oder wer da sagt, Gott habe nicht mit einem
von aller Nöthigung freien Willen, sondern ebenso noth-
wendig geschaffen, als er nothwendig sich selbst liebt; oder
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0392