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394 Psychische Studien. XI. Jahrg. 8. Heft. (August 1884.)
In derselben Erzählung finden wir S. 106 noch folgenden
beachtenswerten Hinweis aus Johann Peter Eckermanrt s
„Gesprächen mit Goethe in den letztenJahren
seines Leben s", Band II, pag. 383: — „Mitwoch, den
30. März 1831. „Wir reden wieder über das Dämonische.
Es wirft sich gern an bedeutende Figuren, sagt Goethe, auch
wählt es sich gern etwas dunkle Zeiten In einer klaren
prosaischen Stadt wie Berlin fände es kaum Gelegenheit,
sich zu manifestiren." — Und doch lässt derselbe Goethe
im ersten Theil des ^Fausf" in der Walpurgisnacht den
Proktophantasmisten ('den bekannten Berliner Aufklärer
Friedrich Nikolai) beim Anblick des Hexenvolkes und
Geisterspuks ausrufen: —
Ihr seid noch immer da! Nein, das ist unerhört.
Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklart!
Das Teufelspack, es fragt nach keiner Regel.
Wir sind so klug, und dennoch spukt's in Tegel.
Wie lange hab' ich nicbt am Wahn hinausgekehrt!
Und nie wird's rein; das ist doch unerhört! —
Tegel bei Berlin war ein Landgut der Gebrüder v. Humboldt
, in dem es eine Zeit lang ähnlich, wie im Schlüsse
von Sehlawentziz in Schlesien, gespukt haben soll. Wir
hoffen in nächster Zeit über derartige psychische Vorgänge
ausführlicher berichten zu können.
Kurze Notizen.
a) Zelter giebt in seiner rGeschichte der deutschen Philosophie41
S. 9l'6 ff. ein Besume über den Werth der Fechner'-
schen Philosophie*) mit folgenden Worten: —
Rechner führt die ganze Aussenwelt nach Berkeleys Vorgang
auf einen pesetzmässigen Zusammenhang von Erscheinungen
zurück, und auch die immateriellen Atome oder
Kraftc^ntren, aus denen er diese hervorgehen lässt, sind
gleichfalls nur einfachste Erscheinungen. Das Keale, in
welchem und für welches diese Erscheinungen existiren, sind
die Seelen oder Geister, die (wie bei Leibniz) in ihrer Ge-
sammtheit eine aufsteigende Stufenreihe bilden. Eben deshalb
kann aber auch der Zusammenbang der Erscheinungen
wie Fechner glaubt, nur durch das ßewusstsein vermittelt
sein, und so kommt er schliesslich aul die Annahme, dass
jede Gruppe niedriger Geister in einer höhern und die Ge-
sammtheit derselben in der Gottheit enthalten sei, wobei
sich dann natürlich eigenthümliche Folgerungen über die
*) Vgl. „Psych. Stud." December-Heft 1883, S. 572.
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