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Kurze Notizen.
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Zustände angewiesen, worin er es bis zu einer hohen Virtuosität
bringt. . . . Aber nicht immer bleibt er bei den
psychologischen Gliederungen (voll Sinnigkeit und Feinheit)
stehen. Gern schweift er von hier aus in die Gebiete der
Aesthetik und der Religionsphilosophie, zuweilen erhebt er
sich gar in jene mystischen Höhen, wo er das schönlieit-
gestaltende Walten des Platonischen Eros (Liebesgottes)
wahrnimmt, oder er verliert sich in die dämmernden Tiefen
Novalis'scker Romantik, die ihm selten enthüllte Geheimnisse
aufschliessen und in einen 'niemals ganz zu enträth-
selnden Abgrund' blicken lassen. In solchen Fällen tritt
die eigenthümlich mystisch-religiöse Seite in Fortlage s Wesen
zu Tage. Der beobachtende Psychologe wird zum schwärmerischen
Theosophen; alles philosophische Erkennen lauft
bei ihm in letzter Instanz auf ein mystisches 'Schauen', ja
wie bei allen Söhnen Swedenborg^ auf ein inneres 'Erlebuiss'
der Wahrheit hinaus. In solchen Zuständen stellt sich ihm
die Wahrheit als 'ein grosses, göttliches Geheimnis« dar,
in dessen Luftkreis wir leben und dessen Hauch unsere
Beseelung ist'. Und was bleibt für die Philosophie hierbei
übrig? Sie ist dann 'die Anerkennung dieses Geheimnisses'
und mit einer Sokratischen Wendung 'die Liebe zu ihm'.
Demnach sei auch die ganze Geschichte der Philosophie
nichts anderes als ebenso viele Versuche zur Enthüllung
jenes Geheimnisses, als es Weltanschauungen und Systeme
gäbe." — Hierduich wäre unsere Kurze Notiz sub p) des
December-Heftes 1881 S. 571 der „Psych. Stud." über Fortlege
noch wesentlich zu ergänzen, selbstverständlich aber
nur durch das Studium des ganzen Brasch'sehen Charakterbildes
von ihm. — Forllage selbst betrachtet in seinem
Hauptwerk, das „System der Psychologie*4 (2 Bde., Leipzig,
F. A. Brockhaus, 1855) den Menschen zugleich als ,, Gipfel
der Natur" und als „Basis der Geschichte." — „Hierdurch
steht er in der Mitte zwischen einem von Körpern erfüllten
Raum und einer von Thaten erfüllten Zeit, zwischen einer
unermesslichen Leibwelt und einem unabsehbarem Geisterreiche
." . . . „In der Seelenlehre hat alles, was ist, seine
höchste Blüthe, und alles, was werden soll, nimmt in ihr
seinen Anfang." — Seine Methode besteht in empirischer
eines etwaigen Verbrechens fände. Es wäre dies ein Testbeweis für
ein Medium und für eine wirkliche Geistesoffenbarung, da notorisch
Niemand etwas Näheres um ihn weiss. — Gerade ein so tief denkender
Geist, wie er es auf Erden gewesen, müsste doch leichter als alle
niedriger gebildeten Geister des Jenseits die besten Mittel und Wege
finden, sich deutlich und bestimmt zu offenbaren, d. h. nicht in all«
gemeinen Redensarten, sondern in genauen objectiven Angaben, welche
zu sicheren .Resultaten führen. — Der Sekr. d. Red.
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