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400 Psychische Studien. XI. Jahrg. 8. Heft. (August 1884.)
Suchens, Aufmerkens, Fragens, Zweifeins, Probirens, Ueber-
legens etc., bis hinauf zum methodischen Nachdenken, systematischen
Forschen, aber auch freien Wählen umgewandelt
wird. Selbst das Bewusstsein, dieses unerklärbarste aller
psychischen Phänomene, ist nichts als eine derartige aus
der Hemmung des Triebes stammende Thätigkeit, die sich
hier als „Fragethätigkcit" documentire. In der Abhandlung:
„Ueber die Natur der Seeleu sagt er: — „Die Seele erscheint
als die höchste Thätigkeit von allen Thätigksiten der Natur,
eine Thätigkeit, gegen derea Beweglichkeit alle übrigen
Naturthätigkeiten vielmehr als Leiden und Zwang erscheinen.
Was ist die Natur dieser Thätigkeit? Ein einziges Wort
spricht es aus und geht der Sache mit einem Mal auf ihren
tiefsten Grund* Dieses Wort heisst 'die Frage'. Ein fragendes
Wesen heisst ein beseeltes Wesen sein, und wer die
Natur der Frage kennt, der kennt die Natur der Seele/* —
Ihm wird die 'absolute', für uns unerreichbare Thätigkeit
zum Bilde des Höchsten, was wir zu nennen wissen, der
Gottheit, Bei ihr steht alles in Frage. Sie ist an
keinen Erfahrungskreis gebunden, sondern erzeugt alle
Kreise aus sich selbst und sich wiederum aus allen Kreisen
mit freier Wahl. Geistige Vollkommenheit ist ihr Zustand,
Annäherung an diesen Zustand Sehnsucht des Menschengeschlechts
.
g) In „Lyrische Gänge" von Fried. Theod. Fischer (Stuttgart
und Leipzig. Deutsche Verlagsanstalt, 1882) sollen nach
nach Franz A. Lipp's Recension „Ein Philosoph und Dichter"
in „IVestermanris illustr. deutsche Monatshefte" herausgegeben
von Fr. Spielhage?i, November-Heft 1883 „die echten
sanglichen Töne eines Kneipliedes vom alten Phil. Ulr.
Schartenmayer in dem 'Spiritistischen Trinkliede1 angestimmt
worden sein, eine Zierde für jedes Commersbuch." — Wir
schätzen Fischer viel zu hoch, als dass wir dies als einen
Angriff auf den wahren Geistglauben betrachten
könnten, den er ja doch selbst vertritt. Jedenfalls hat er
damit nur ein Zerrbild desselben verspotten wollen.
h) Der auch von uns seinerzeit eiwäbnte Prozess gegen Herrn
Beilmagnetiseur Weder und Genossen ist jetzt von der Königl. Staatsanwaltschaft
zu Leipzig niedergeschlagen worden. Die Kosten des,
wegen der vielen abzuhörenden Zeugen ca. 1 Jahr dauernden Prozesses
übernimmt die Staatskasse.
f Professor I>r. Maximilian Pevty. Soeben geht uns
die Nachricht zu, dass unserer früherer Mitarbeiter, Dr. Maximilian
Perly, pens. Professor der Zoologie und der allgemeinen Naturgeschichte
an der Universität zu Bern, in der Nacht vom 8. August im
80. Lebensjahre in das Jenseits abgerufen wurde. Der Spiritismus wie
Spiritualismus verliert durch ihn einen waekern Kämpfer. Friede
seiner Asche!
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