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Wittig: Der Spiritismus i. d. Beleuchtung d. Europa-Chronik. 405
nicht in diesen Worten! Welche Verkennung der einfachsten
Wahrheiten und Rücksichten von Seiten solcher hlos
theoretischer Kritiker wie Prof. Wunät} Schnitze und unser
Recensent gegenüber gewiegten praktischen Beobachtern
der Naturforschung wie ein Wattace, Crookes, Zöllner,
techner u. A. Jene Herren berufen sich zum Beweise ihrer
Ansichten auf die angeblichen Worte eines öffentlich gebrandmarkten
Pseudonymen Schwindlers, der dieselben doch
gar nicht einmal selbst geschrieben hat, — und misstrauen
Ehrenmännern der deutschen Wissenschaft, welche selbst
gewissenhafte Beobachter und Zeugen thatsächücher Vorgänge
waren! So weit ist es mit unserer gerühmten deutschen
Logik und Consequenz gekommen!
Da wir sonach mit dem notorischen Schwindler und
Betrüger Thomson nichts zu schaffen haben, versuchen wir
auch keine weitere Widerlegung noch mancher anderen
groben Irrthümer, z. B. über „das ausserordentlich lohnende
Handwerk, ein Medium des Spiritismus zu sein", und über
„den seinen Aposteln gewinnbringenden Nahrungszweig" etc.,
welche der Herr Recensent sich selbst und Anderen so
verlockend vormalt, sondern gehen auf seinen Hauptzweck,
mit Stade und die dabei sehr wohl getroffenen Vorsichtsmaassregeln
studirt, noch auch nur im Entferntesten die Geschichte des englischen
Spiritismus kennen, ja sogar nicht einmal das Original der „Bekenntnisse
eines Mediums" gelesen, sondern sich nur auf die Auszüge und
Vermuthungen des Prof. Dr. Fritz Schulze in Dresden verlassen naben.
Thomson ist nicht Stade, und Zöllner war durchaus nicht der Mann,
sich so leicht düpiren zu lassen, wie diese Herren Kritiker meinen.
Warum haben sie denn Zöllner, der seiner Zeit alle Welt dazu aufforderte
, iait ihm zu prüfen, nicht sekundirt und sich so persönliche
Ueberzeugung über gewisse unerklärliche Vorgänge verschafft? So
hinterm Busch versteckt hervorzuschiessen, ist freilich leichter und bequemer
, als in offener Feldschlacht kämpfen, wo man dem Gegner
seine Stirn und Brust ehrlich zeigen muss. Wir fühlen uns aber auch
nicht berufen, den wirklichen Namen des Pseudonymen Verfassers Mr.
Parker•, welcher jene „Bekenntnisse" geschrieben hat, zu nennen,
wenn er dies selbst nicht thun will, und noch weniger die betreffenden
Pseudo-Medien zu verrathen, welche durch dieses Buch an den
Pranger gestellt sind, obgleich wir sie genau kennen. Wir haben nur
die Wahrheit im Auge und keine Persönlichkeiten. Diejenigen Medien,
welch0 wir nennen und genannt haben, stehen noch h\ ite einem jeden
Forscher zur freien Disposition — und unter ihnen auch Stade. Mögen
ihn die Herren Kritiker vor ihr wissenschaftliches ComitS citiren und
die Arbeit auf sich nehmen, ihn wirklich zu entlarven, wenn er einen
Betrug bei seinen unwillkürlichen Leistungen im Trance verüben sollte.
Es wird unserer Zeit geradezu zur Schande gereichen, dass sie eine
so günstige Gelegenheit, eine brennende Frage der Zeit exact-wissen-
schaftlich zu lösen, an sich unbenutzt hat vorübergehen lassen, diejenigen
aber, welche sich dieser Pflicht unterzogen, zum Danke dafür
noch bis ins Grab hinein zu beschimpfen und lächerlich zu machen beflissen
gewesen ist — €fr» €• WiUig.
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