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StHgel: Die menschliche Geistfrage oder der Geist etc. 423
durch bewegte Lüfte ertönt, so enthüllt sich hier, im Lichte
der heutigen Wissenschaft, eine bedeutungsvolle Wahrheit
in reizendem Symbol. — Die heutige Wissenschaft — in
Physik sowohl als in Philosophie — erkennt, dass ungeheure
Kräfte in den Stoffen gebunden schlummern, ohne
todte zu sein. Durch den Naturprozess werden dieselben
erlöst, und sie feiern ihre Auferstehung in leisen Ueber-
gängen zu neuem Leben, bis zur Verklärung zum Geist,
in Wahrheit stets zu neuen Formen und neuem Wirken
geboren; aber erst im Geiste leuchtet das Selbstbe-
wusstsein im sich selbst Objekt-Werden und in dem be-
wussten sich Selbstbestimmen zu gewollten Zwecken nach
Idealvorbildern auf.
Darum ist auch jede Geburt die realste, in dieser
Form noch nicht dagewesene „Geist-Erscheinung", denn sie
ist ein Gemisch und die Summe von neuen, sich stets vermehrenden
Faktoren! —
Die Wunder des Nervenlebens, die Umsetzung der uns
umwogenden Bewegungen und Vibrationen in Empfindungen
und zu Bildern in der Vorstellung setzen in Erstaunen*
Aber es leuchtet ein, wenn richtiges Vorstellen im Aufnehmen
und richtig - harmonischen Uebertragen von Bewegungseinheiten
besteht, wie leicht ein richtiges und wahres
Vorstellen in ein falsches übergehen kann; wie fluktuirend
daher unser Empfinden unter Umständen sein kann, wenn
das Instrument des Geistes, welches wir uns — in Ueber-
einstimmung mit sehr alten Vorstellungen — als die Seele
denken, falsch gestimmt ist; und seine harmonische Stimmung
hängt nicht nur von naturgemässer vernünftiger Lebensweise
und der darauf folgenden Gesundheit, sondern besonders
auch von vernünftiger Erzeugung ab; und auch
letzteres wurde schon frühe erkannt, aber bis jetzt nicht
befolgt.*)
Wenn demgemäss Alles wirkend und lebendig ist, so
begreift sich leicht auch der Einfluss der Metalle und
Steine auf den menschlichen Leib; sowie anderseits auch
der Mensch Alles durch Einflüsse, welche von ihm ausgehen,
in seinen inneren Zuständen verändert. Das Alterthum
ahnte alles dieses. Was aber lehren uns heute Telephon,
Phonograph u. dergl.; was z. B. die Metallotherapie? der
Diamagnetismus und Anderes? So kennt man selbst heute
manche gesetzmässige Wirkung, aber die tiefere Ursache
*) Diese Erkenntniss wird besonders durch A. J. Davis* Werk: —
„Der Reformator" (Leipzig. 0. Mutze, 1867) Anthropologen,
Aerzten, Geistlichen und Socialretormern vermittelt und eindringlich
ans Herz gelegt — Der Sekr, d. Red,
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