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430 Psychische Studien* XI. Jahrg. 9. Heft» (September 1884.)
verwandeln, kein blosses Hirngespinnst, sondern eine exacte
Vorbedingung zur Erkenntniss jener Verwandlung unorganischer
in organische Materie sein dürfte.*) Doch gilt von
dieser Hypothese und ihrer experimentellen Erhärtung,
welche bekanntlich bereits die Alchemie des Mittelalters und
die Chemie der Neuzeit erzeugt hat, ganz dasselbe, was
Zöllner überhaupt über das Verhältniss der denkend-deduc-
tiven zur empirisch-inductiven Beweisführung so lichtvoll
entwickelt hat. Oder enthielte die moderne Chemie keine
Verwandlungswunder mehr, blos weil man diese Verwandlungen
schon besser mit dem gewöhnlichen Verstände als
natürlich zu begreifen vermeint, als die phantasiereicheren
Wunderpostulate der Alchemie? Die ganze Welt ist
ein Wunder der Existenz, das wir nicht zu erklären vermögen
, und befinden wir uns selbst inmitten derselben als
dieses Wunder fort und fort wahrnehmende und zu beur-
theilen suchende Wesen! Aber auch unsere eigene Wahr-
nehmungs- und Urtheilskraft ist ein noch bis jetzt nicht
enträthseltes Wunder, welches täglich immer neue Wunder
aus sich hervor entwickelt. Warum sollten die doch täglich
erfahrbaren Wunder des Mediumismus oder Psythismus im
Zustande des menschlichen Magnetismus, Somnambulismus
, Hypnotismus oder Statuvolismus
allein unmöglich und deshalb blosser Schwindel und Betrug
sein, da wir ja noch viel grössere zur Voraussetzung unseres
ganzen Empfindens, Denkens und Wollens haben?
*) Ich kann diesen Satz sogar aus den Lehren der modernsten
Physik als durchaus wahr ei härten. Prof. S. C. Föhre sagt in seinem
höchst interessanten Artikel: — „Der Aetherstrom als Quelle
aller Naturkräfte" - (s. „Die Natur", Halle d. 19. Juli 1884
Nr. 29): — „Der (alliluichdringliche und Alles durchdringende) Aether
bildet die Ur-Bestandtheile der Körper; er ist Stoff in feinster und
letzter Vertheilung . . . Jedes Atom ist von einem kleinsten Aether-
wirbel umgeben; der Atomkern wird auch nichts anderes als zusammengedrängter
Aether sein ... Er existirt in zwei Formen: als freier
Aether, desst n Tht ilchen gasähnlich und unverbunden die Luft durchdringen
und die planetarischen Käume erfüllen, und als verkörperter
Aether, dessen Theiichen zu kleinsten Wirbeln vereinigt
diu Atome der gasförmigen, flüssigen und festen Körper bilden,
U. s. w* — Demnach müssen alle Elemente durch den Aether in einander
verwandelbar sein, sobald eine Einwirkung oder Beeinflussung
zu veränderter Wirbelbewegung auf denselben möglich ist. Auch der
Jesuitenpater und Astronom Secchi hat in seiner „Einheit der
Naturkräfte" derselben Aethertheorie gehuldigt, welche der
amerikanische Natuiforscher Andrew Brown schon im Jahre 1854 in
seiner ,,Philosophy of Physics" (New-York, Redßeld, 1854)
ausführlich lehrte, aber damals noch nicht zur Anerkennung zu bringen
vermochte. (S. mein Vorwort zu Davis „Der Arzt" [Leipzig,
Oswald Mutze, 1873] S. LXXXVI ff. — desgl. „Die Principien
der Natur« [daselbst, 18691 S. LIII ff.) — Der Sekr. d. Red.
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