http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0455
Kurze Notizen.
447
,Gedankenlesen< — wird noch vielfach als Trug aufgefasst.
Aber das , Wunder' ist nicht nur des Glaubens liebstes
Kind, es sollte auch der Wissenschaft Liebling o der Pflegling
werden; denn wie die Wahrheit aus dem Munde der
Kinder spricht, so ist auch das , Wunder' eine Quelle der
Erleuchtung und Belehrung für die Wissenschaft, wenn sie
vorurtheilslos prüfend an dasselbe herantritt."
f) Ein Referent der „Saturday Review" in London
bringt Bemerkungen über „Einblicke in den Spiritismus"
von Erzherzog Johann, welche nach dem Feuilleton der
„Blätter f. liter. Unterh." No. 23 v. 5. Juni er. mit folgenden
Worten schliessen: — „Der Erzherzog erzählt seine
Geschichte in einer unterhaltenden Broschüre und glaubt
voreilig, er habe dem Spiritismus einen tödtlichen Schlag
versetzt. Wir fürchten indessen, er werde nur dazu beigetragen
haben, der Transmutations-Hypothese, welche, wie
Baron Heilenbach, Bastians Gönner, einem Berichterstatter
mitgetheilt hat, ,in den Vereinigten Staaten von Amerika
ziemlich allgemein in Aufnahme ist/ Glauben zu verschaffen."
g) Bern, 17. .Juni. Vorige Woche, schreibt man dem
hiesigen Stadtblatte, hat sich in Luzern ein Fall ereignet,
der so eigenthümlich ist, dass man glauben könnte, er sei
einem Sensationsroman entlehnt, und doch beruht derselbe
auf Wahrheit. Zwei befreundete Engländer, von denen
der eine der englische Consul Brandt war, der seit 26 Jahren
eine Villa am Vierwaldstätter See besitzt, feierten ihr
Wiedersehen nach kurzer Trennung. In heiterster Stimmung
gingen beide auseinander, Herr Brandt, um seine Wohnung,
der Freund, um seinen Gasthof aufzusuchen. Dort angelangt,
lässt er sich eine Tasse Kaffee auf sein Zimmer bringen
und schickt sich an, es sich recht gemüthlich und bequem
zu machen. Der Kellner bringt den Kaffee, der Engländer
will die Tasse zum Munde führen, als er plötzlich von einem
Herzschlage getroffen todt in den Sessel zurücksinkt. Sofort
wird der Portier abgesandt, um Herrn Brandt die
Trauernachricht von dem eben erfolgten jähen Hinscheiden
des Freundes zu melden. Auf der Hälfte des Weges begegnet
der Portier dem ihm bekannten Diener des Herrn
Brandt und hat kaum angefangen, seine Botschaft auszurichten
, als der Diener ihn mit den Worten unterbricht:
„Mein Gott! auch ich komme zu Ihnen mit einer Trauernachricht
; denn so eben ist Herr Brandt von einem Herzschlage
getroffen todt zusammengesunken." Beide Freunde
waren in der nämlichen Minute verschieden! — Wir würden
dieses nicht für Tod aus Zufall, sondern für Tod in Folge
gegenseitiger psychischer Sympathie erklären, welche in
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0455