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448 Psychische Studien. XL Jahrg. 9. Heft. (September 1884.)
gleichen Seelenstimmungen der Freude (hier des Wiedersehens
) oder des Schmerzes nicht durch künstlichen, sondern
durch sogenannten natürlichen oder spontanen (von selbst
entstehenden) Magnetismus oder Mesinerismus selbst bis auf
die grössten Entfernungen hin wirkt. Wie oft sind innig
sich liebende Eheleute oder Freunde und Liebende gemeinschaftlich
oder wenigstens kurz nach einander gestorben!
Wie oft sterben die Kinder einer Familie mit einander
in kurzen Fristen hinweg! Das beruht sicher nicht auf
blossem Zufall, sondern auf einem seelischen Gesetze innerer
Wahl-Verwandtschaft und gleicher Stimmungen oder Empfindungen
(Sensationen).
h) j Am 8. August er. ist in Bern, dessen Universität
kürzlich die Jubelfeier ihres 50 jährigen Bestehens gefeiert
hat, der Naturforscher und philosophische Schriftsteller
Professor Dr. Maximilian Perty im Alter von nahezu 80
Jahren gestorben. So lautet die kurze Todesanzeige der
Presse. Dieselbe scheint seine eigentlichen Verdienste um
die Olassifikation der mediumistischen Phänomene in ihrer
ganzen grossen Reichhaltigkeit in seinem Haupt-Werke:
„Die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur."
(Leipzig, C. F. Winter, 1861) und in vielen dasselbe wesentlich
ergänzenden Schriften nicht mehr zu kennen oder absichtlich
zu ignoriren. Er war von Beginn der „Psychischen
Studien" an unser treuer Mitarbeiter, und nur sein im
höheren Alter geschwächtes Augenlicht hat ihn von weiteren
Beiträgen in den letzten Jahren zurückgehalten, was auch
die Ursache war, dass er nicht selbst mehr die durch die
Ereignisse nicht veränderte, sondern nur mehr betonte
wissenschaftlich - exaete Richtung unseres Journals als im
Gegensatz zum wahren Geistglauben autfasste, was ein unter
seinen Verhältnissen verzeihlicher Irrthum war. Wir gedenken
seiner mit Dankbarkeit! Er hat uns in seinen
„Erinnerungen aus dem Leben eines Natur- und Seelenforschers
des 19. Jahrhunderts" (Leipzig und Heidelperg,
C F. Winter, 1879) nicht bloss sein irdisches, sondern auch
sein geistiges Forscherbild in getreuen Zügen hinterlassen.
Darum Ehre seinem Gedächtniss!
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