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Strigel t Zur Erklärung einer redaktionellen Note.
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die letzten Glieder einer hohem Stufe sein! So — sagt
man — sei es zu vermuthen! Es wurde auch zu allen
Zeiten verschieden, und von Verschiedenen so geglaubt.
Nun, wie die Kräfte, so möchten auch wohl die Individual-
geister in ein unbekanntes „Wohin" abscheiden, obgleich
wir nicht wissen, woher beide kommen, oder wohin sie gehen.
Die Wissenschaft hätte und hat die grosse Verpflichtung
, gewisse Erscheinungen mit Verständniss zu prüfen,
welche hohe Dilettanten, auch wenn sie Hinterlader, Schnelllader
, und dgl. erfinden, aber nicht verstehen, gleich vielen
sogenannten „Männern der Wissenschaft/' welche nicht
selten nur die „Tagelöhner ihrer Zeit" sind! —
Diese Erscheinungen dürften ihren Grund haben:
1. in den selbst wirkenden autonomen Kraft- oder Stofi-
centren, welche den menschlichen Körper zusammensetzen,
und nicht in harmonischem Ebenmaass stehen (erkrankt sind);
2. in den unbewusst wirkenden Gentren des Gangliensystems
, welches durch obige Einwirkungen wieder in seiner
mehr oder weniger höheren Autonomie gestört ist;
3. in einer geistigeren, noch mehr selbstständigen Kraft,
aus welcher die Individualität sich entwickelt, und welche
zwar zur höchsten und beherrschenden Stelle über die vorhergehenden
berufen ist, aber ihre Herrschaft weder überall
erlangt hat, noch stets, von dem sinnlichen Bewusstsein erleuchtet
, ausübt; endlich
4. — letztere Kraft, als geistige Individualität, — ein
fortschreitend sich entwickelndes bewusstes Kraftatom (im
Sinne des 1. Kor.-Br. Cap. 12. Glied eines höheren Organismus
) — müsste dann auch der Einflüsse einer geistigeren
Welt fähig sein, z. B. in den Ideen, von welchen man nicht
weiss, % von „Woher" sie kommen, und welche doch Alles verändern
, und als mächtigste Kräfte umgestalten. Diese Einflüsse
müssten sich nun allerdings, um mit Ihren Worten
Herr Doctor, die Sache zu bezeichnen, — „am Innenpol"
des Bewusstseins kundgeben; und vom eignen Thun und
Denken wäre es kaum für uns zu unterscheiden; aber —
ist es mit den Vorstellungen der Aussenwelt viel anders?
— Sind diese Vorstellungen nicht auch durch unsere Eigen-
thätigkeit mitverursacht?*) — Den letzten Einfluss sicher
nachzuweisen ist Sache der Forschung. —
*) Gewiss; aber die von der Aussenmaterie auf unsere gleich
materiellen Sinne bewirkten Vorstellungen sind dock einander viel
verwandter, als die vermeintlich von rein geistigen Einflüssen der
Geister aut unsere Sinnen-luuunpole bewirkten Visionen. Meine oben
besprochene Note wollte nur präcis darlegen, dass sogenannte Geister-
Psychische Studien. Ootober X884, 31
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