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468 Psychische Studien. XI. Jahrg. 10. Heft. (October 1884.)
doch leider, oder Gott sei Dank! vergebens, und bin fast
gezwungen anzunehmen, dass ungewöhnliche Gereiztheit
der „Britisch National Association of Spiritualists," sich
auf eignem, so Prüfungs- (test-) festem Boden von trügerischen
verrätherischen Media (im Verein mit selbstüberschätzender
Fahrlässigkeit) so gründlich mystifizirt zu sehen,
zu diesem unwissenschaftlichen, unwürdigen (ungentlemen
like) Schritt geführt hat. — Das Hauptärgerniss hat aber
wohl in weitern Kreisen das von Ihnen besprochene Buch:
„Confessions of a Medium" (Geständnisse eines Mediums)
gegeben, und da nun einer der Mithandelnden, Alfred
Firman, in meinen Berichten figurirt, so halte ich es tür
meine Pflicht, gegen den möglichen Verdacht bezüglich
einesTheils derselben vertheidigend aufzutreten und in der
natürlichen notwendigen Lichtung des Wahren vom Falschen
Protest gegen jede Berührung meiner Thatsachen, selbst in
Verbindung mit diesem ausserordentlichen Medium — und
jetzt corruptirten Menschen einzulegen. Das Londoner
Blatt: „Light44 kommt mir hier schon zu Hülfe, denn
es sagt über dieses Schandbuch: „Wir sind bei Durchsicht
dieses Buches sofort auf solch infame Entstellungen und
offene Lügen gestossen, dass wir den Lesern gern den Rest
schenken." Einige verlaute Holländer haben dem reuigen
Medium christlich liebevolle Aufmerksamkeit gewidmet —
und vor etwa sieben Jahren schrieb mir einer dieser Betrugspropheten
, dass Alfred Firman im Haag entlarvt worden,
indem man Spuren seines Gebisses an der Musikdose entdeckt
habe, die er sogleich mit dem Munde herumschwang. Ich
schrieb zurück, dass, falls diese so geschwungene Musikdose
über alle Köpfe wegfährt und (wie üblich) sogar Zimmerdecke
und Wände berührt, das Medium auf offnem Markte
als Giraffe neuer Art viel mehr Geld machen würde. Man
gestand mir die kindliche Thorheit der Theorie sofort ein,
und ich entschuldigte in etwas die erstaunliche Thatsache
und den Verstoss gegen die einfachste Logik, aus der möglichen
Nachahmung einer miserablen Einzelheit die
Fälschung der ganzen Phänomene nachweisen zu wollen.
Wir sind ja so unfähig geworden, aussergewöhnliche, ausser-
laboratorische Phänomene zu glauben, dass irgend ein Hanswurst
von Medium oder Stoffprofessor mit einem Kunststück
und Seitenblick von Hohn den ganzen Credit des Erlebten
über'n Haufen wirft. In London habe ich schon immer
darauf bestanden (leider vergeblich), die durch Betrug entlarvten
Erscheinungen zu reproduciren als Beweis und
Warnung, denn was durch Taschenspielerei vorgeführt wird,
ist auf Bedingungen gefusst, die zu jeder Zeit bereit sind,
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