http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0481
Wittig: Der böse Blick.
473
Blitze getroffen hinstürzte und mit dem Ausrufe: 'Vac lebi'!
verschied. Entsetzt flohen die Anwesenden." —> „Eine B u d a
hatte sich letzthin in der Wohnung des. Zollbeamten Mahmud
Effendi in Loheia eingefunden und begann ihre Blike auf
dessen Tochter zu richten, welche sich augenblicklich unwohl
fühlte. Die Mutter, welche sofort begriffen hatte, was
vorging, rief um Hilfe und liess die Alte durch ihre Sklavinnen
prügeln, welche schmerzgepeinigt um Gnade bat.
iAman, lasst mich los, ich werde auf eure Tochter lesen und
hauchen,1 rief sie; Venn sie nicht besser wird, so könnt ihr
mich tödten, wenn ihr wollt/ Man liess sie frei, und sie begann
sofort über die hinschwindende Tochter Gebetsformeln
auszusprechen und beständig zu blasen. Aber umsonst.
Das arme Mädchen starb ohne Rettung. Während der
ganzen Zeit stand neben ihr ein Mann mit gezogenem Säbel;
trotzdem fügte man ihr kein Leid zu und liess sie frei auf
die Fürsprache des Stadtrichters."
„ Hassan Makbuli, ein Notabler aus Beit el Fakhi, kam
in das Dorf Diva bu Halil, wo er bei AU Neschri zu Gast
ging. Während der Hausherr und seine Frau alles zu einer
üppigen Mahlzeit Erforderliche herrichteten, betrachtete er
mit Schrecken die Runzeln und die blöden Augen einer
alten abscheulichen Sklavin. Er gewann die Ueberzeugung,
dass er eine der gefährlichsten Buda's vor sich habe. Was
war zu thun? Die Nacht war schon angebrochen, und er
konnte nicht mehr in einem andern Hause ein gastliches
Unterkommen suchen. Er musste nothgedrungen bei Neschri
bleiben und sich auf dem angewiesenen Lager zur Ruhe
begeben. Vor Schrecken vermochte er indess kein Auge
zu schliessen. Gegen Mitternacht erschien die alte Hexe
und sah nach, ob er schlief; Hassan Ufakbuli, vor Schrecken
starr, schloss die Augen und that so, als ob er im tiefsten
Schlafe begriffen sei. Die Alte entfernte sich, und der
Gast sah folgende Scene: die Buda, im festen Glauben,
dass er schliefe, trat zum Hause hinaus und scheuerte sich
wiederholt an einem grossen, wohlgenährten Esel. Mit
einem male stand sie als eine schwarze Eselin da. Makbvli
Effendi erhob sich unwillkürlich von seinem Lager und rief
um Hilfe. Da wälzte sich die Eselin wieder auf der Erde
einige male hin und her und nahm ihre frühere Gestalt als
Sklavin wieder an. Von den Hilferufen des Gastes herbeigezogen
, kamen die Dorfbewohner hinzu. Die Buda, rasch
entschlossen, sprach zu denselben: 'Kinder, ich glaube, dieser
Mann ist krank. Er fing an zu schreien und zu weinen,
als er sah, dass ich diesem armen Esel einige Maisstengel
zu fressen gab\ Makbuli Effendi erzählte jedoch den Bauern,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1884/0481