Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 481
(PDF, 166 MB)
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Siebert: Ueber den Mechanismus in den Erscheinungen etc. 481

ähnlich geschildert!) bei wirklich Irren und Wahnsinnigen
regelmässig vorkommende Erscheinungen, so wären dieselben
sicher längst beobachtet und in den Fachschriften derselben
einer Erklärung unterworfen worden; da dies bis jetzt nicht
geschehen ist und überhaupt nicht geschieht, so ist dieses
der schlagendste Beweis dafür, dass die Medien der Spiritisten
oder die sogenannten Psychiker ebenso wenig, wie
die Hexen und Zauberer des Mittelalters, in Irrenhäuser
gehören und Wahnsinnige im gewöhnlichen oder selbst
exacten Sinn dieses Wortes sind, weil ja ihr Nervensystem
nicht zerrüttet ist, sondern nur ganz anders functionirt als
das gewöhnlicher Durchschnittsmenschen.

Zu den vorhergehenden Auseinandersetzungen über einen
gewissen Mechanismus in den Erscheinungen des Seelenlebens
theilen wir noch folgende zwei instructive Fälle als
Belege mit: —

Eine der merkwürdigsten Vorstellungen war wohl eine
Aufführung von Beaumarchais1 „Figaro's Hochzeit" im Theatre
Frangais in Paris. Der um seiner eminenten Wiedergabe
des Figaro willen berühmt gewordene Schauspieler Monrose
war wahnsinnig geworden und hatte schon mehrere Monate
in einer Anstalt für Geisteskranke zugebracht. Der ausserordentliche
Erfolg, den er in der Beaumarchais'schen Dichtung
errungen, hatte ihm buchstäblich den Kopf verrückt.
So vollkommen hatte er sich mit der Rolle des spanischen
Barbiers identificirt, dass er ihrer nicht mehr los und ledig
werden konnte. Ueberall fühlte er sich so sehr als Figaro,
dass er seinen eigenen Namen ganz und gar vergass und
nur auf „Figaro" sich meldete. Wenn man mit ihm sprach,
schien er niclit zu hören, oder doch nicht zu verstehen; nur
ein Citat aus dem Stücke, das ihm den Verstand gekostet
hatte, rief unmittelbar die Gegenrede, eine humoristische
Bewegung, ein fröhlich-helles Lachen bei Monrose hervor.

Die Comedie frangaise beschloss, dem Armen ein Benefiz
zu gewähren, bei dem er selbst, trotz seines geisteskranken
Zustandes, den „Figaro" spielen sollte. Die Rachel und alle
die vorzüglichsten Kräfte des Instituts hatten sich zu dieser
Vorstellung zur Verfugung gestellt. Das Haus war bis auf
das letzte Plätzchen gefüllt, und der Abend brachte 18000
Francs ein. Dr. Blanche, der Arzt, welcher der Anstalt,
in der sich der Kranke befand, vorstand, hielt sich zwischen
den Coulissen und ermuthigte oder beruhigte seinen Patienten
in den Pausen, in welchen derselbe nicht beschäftigt war.
Trotzdem befanden sich die Schauspieler und auch die Zuschauer
in angstvoller Spannung, und die Einen sowohl als
die Anderen waren sehr erregt. Man fürchtete allgemein,

Psychische Studien. Oktober 1884. 32

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