Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
11. Jahrgang.1884
Seite: 484
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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484 Psychische Studien, XL Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1884.)

dem geduldigen Papier: Die schöne Torilde von Tornau mit
der bösen Zauberin Hand in Hand! Es waren nicht etwa
bloss Frauen und ängstliche Kinder, nicht nur halberwachsene
Jünglinge und Jungfrauen, sondern Männer im reifen Alter
und selbst Greise unter den Zeugen.44 ....

„Hatte den Junker zunächst ein Unmuth überfallen,
als er mit seinen Ohren hören und mit seinen Augen sehen
musste, was er nie in seinem Leben für möglich gehalten,
so wich dieser Zustand bald einer unverkennbaren Unruhe
und der Sorge, mit allen Ueberzeuguugen brechen zu müssen,
an welchen er von Jugend auf, wenn auch im Gegensatze
zur Masse des Volks, nie gezweifelt hatte. Er sah jetzt in
scheinbar tadelloser lebendiger Form, wie der Glaube an
vollständig unmögliche Dinge sich breit machte, wie dieser
Glaube, mit dem Sinne etwas erfasst zu haben, zur vollen
Ueberzeugung emporwuchs, und es beschlich den Junker
bald ein trauriges, wehmüthiges Gefühl. Durch seinen Kopf
zog der Gedanke, dass eine ganze Reihe armer irrender
Menschen vor ihm gestanden und unter Berufung auf Gottes
heiligen Namen diesen missbraucht habe; dann aber kam
der bange Zweifei über ihn selbst, ob er nicht etwa im
Unrechte befangen gewesen und ob es nicht doch am Ende
übernatürliche Dinge gebe, die er nur bisher nicht begriffen
habe. 'Was saget Ihr zu dem allen, gestrenger Herr?'
fragte er leise den Amtmann. — 'Da ist nichts zu sagen,
Junker; es ist die alte Erscheinung, die fast täglich wiederkehrt
und die der Justiz das Leben ganz unglaublich erschwert
! Was meint Ihr wohl, wenn Jemand den Zeugen,
die ohne Ausnahme, um sich und ihre Angst zu betäuben,
zur Flasche gegriffen, jetzt sagen wollte, sie hätten sich
täuschen lassen, sie hätten etwas Unrichtiges mit ihrem Eide
bekräftigt? Hohn, Spott und Schande würden den treffen,
der solches unternähme! Nicht ein Einziger ist unter allen
Zeugen, der einen selbstsüchtigen Zweck dabei verfolgt,
nicht Einer, dem nur irgend ein Bedenken darüber beikäme,
ob er das auch wirklich gesehen hat, was er uns gesagt!
Seht, Junker, die ganze Erklärung des scheinbaren Räthsels
hegt darin, dass die Leute das zu wissen vermeinen, was
sie gern glauben, dass der Aberglaube bei ihnen sogleich
ohne alle Prüfung zur Ueberzeugung heranwächst und so
stark und mächtig ist, dass er die gesunde Vernunft, die
sie alle besitzen, weit überragt! Ihr braucht nur in Euer
eignes Leben zurückzugehen, und Ihr werdet finden, wie
recht ich habe! Der Hang, Unerklärliches mit Uebernatür-
lichem zu vertauschen, ist uns Allen angeboren! Nur eines
Anstosses bedarf es, und die Unwahrheit macht sich breit.'


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