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486 Psychische Studien. XI. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1884),
Kurze Notizen.
a) Herr E. Glaser in Leipzig berichtet uns in „Die assyrisch
-babylonischen Ausgrabungen und die Beziehungen derselben
zu den ältesten Mittheilungen des Alten Testaments"
(im Mai-Heft 1884 von „Auf der Höhe", hrsg. von Leopold
Sacher-Masoch S. 229 ff., dass man auf den gebrannten
Thontafeln der Bibliothek des Asurbanipal (Sardanapal),
S. 660—626 v, Chr. Götterlegenden, Psalmen und Zaubersprüche
gefunden, welche letzteren man verwandte zur Austreibung
böser Geister und zur Heilung von Krankheiten.
Auch gebrannte Näpfe hat Layard in Babylon gefunden,
welche ähnliche Sprüche enthielten. „Er erzählt in seinem
Werke über Babylon und Ninive: ,Der innere Band dieser
Näpfe ^Schalen) war mit Inschriften in der alten chal-
däischen Sprache bedeckt. Der Inhalt bestand aus Zauberformeln
gegen böse Geister, Zauberei, Krankheiten etc.
Fast auf allen Inschriften dieser Näpfe käme« die Worte
Hallelujah und Selah vor.' — In manchen Gegenden des
Orients ist es bis heutigen Tages Sitte, dass, wenn Jemand
krank ist und der gewöhnliche Arzt nicht zu helfen weiss,
man einen Zauberer kommen lässt, der oft die Kranken
dadurch zu heilen sucht, dass er einen Zauberspruch auf
einen Napf schreibt, den Kranken in das Gefäss, welches
den Zauber enthält, Wasser giessen und dieses austrinken
lässt (4. Mos. 5, 12—31 wird bei der Erforschung, ob eine
Frau eine Ehebrecherin sei, etwas ganz Aehnliches erzählt).
Die aufgefundenen Näpfe scheinen einen solchen Zweck gehabt
zu haben. Der Inhalt der Inschrift dieser Näpfe ist nach Herrn
Elis ungefähr folgender: ,Ein Heilmittel vom Himmel, um wegzunehmen
Fieber und Krankheiten und zu schützen vor plötzlichem
Tode, vor Ungerechtigkeit und Venrath, und welches
lockern wird die Bande derer, welche von Ränken des
Teufels und der bösen Geister getroffen sind. Durch die
Vermittelung dieses Amuietes werdet Ihr geschützt werden
vor den Tücken Satans, welcher gefesselt ist und unter der
Gewalt eines mächtigen Engels, der elf Namen hat, steht.*
Hier folgen die mysteriösen Namen, aus den Anfangsbuchstaben
mystischer Formeln zusammengesetzt, ebenso wie die
heutigen Juden im Orient und Occident auf den Amuleten
haben, welche sie bei sich tragen, und die Niemand verstehen
soll, nicht einmal der, welcher sie schreibt. Alle
endigen mit der Anrufung guter Engel und Schutzgeister,
wie z. B.: ,Ich beauftrage dich im Namen Nadfciel, Ramiel,
Damael Hachael und Scharmiel, Amen, Amen, Selah, Amen/
auch «Halelujah, Amen.' — Hinsichtlich der Ausdrücke und
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