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492 Psychische Studien. XL Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1884.)
trennenden Verschiedenheiten im Einzelnen dennoch über
Allen gemeinsame Punkte zu verständigen und „so im
Wesentlichen Einheit, im Nicht-Wesentlichen Freiheit, in
allen Dingen aber Liebe" zu üben. Nun fragt Mr. St Moses:
„Was ist das Wesentliche ? Welches ist der Kernpunkt der
Wahrheit, zu deren Schutz wir uns vereinigen wollen? Ich
antworte zuerst von Allen mit Aufstellung des Cardinai-
Satzes: Wir befinden uns in directer und unverträglicher
Opposition mit dem Materialismus
des Zeitalters. Wir glauben nicht, dass dieses Leben
die Total-Summe unseres Daseins ist. Wir glauben nicht,
dass der Tod einen undurchdringlichen Schleier vor die
Zukunft zieht. Wir glauben auch nicht, dass alle Phänomene
unseres irdischen Daseins nach materialistischen Hypothesen
erklärt werden können. Ebenso wenig glauben wir, dass
kein Beweis für die Fortdauer des Lebens nach dem physischen
Tode erbracht werden könne. Wenn ich positiv
formuliren soll, was ich auf diese Weise negativ ausgedrückt
habe, so würde ich das, was ich für das Wesentliche des
spiritualistischen Glaubens erachte, in folgenden Sätzen aufstellen
: — 1) Dass es ein Leben giebt, welches theilweise
zusammenfällt und theilweise unabhängig ist vom physischen
Leben des Körpers. 2) Dass dieses Leben als eine notwendige
Ergänzung sich hinaus erstreckt über das Leben
des Körpers, 3) Dass es eine Verbindung giebt zwischen
den Bewohnern jenes Daseinszustandes und denen dieser
Welt, in welcher wir gegenwärtig leben, — Ein geistiges
Leben als Ergänzung des leiblichen Daseins, das vom physischen
Tode unterbrochen wird; und ein Verkehr zwischen
der Welt des Geistes und der Welt der Materie, — das
ist in einer Nuszscbale mein Glaube als Spiritualist." —
„Lasst uns den Versuch einer solchen Vereinigung um jeden
Preis machen! Nicht blos aus den hohen Gründen, welche
ich oben dargelegt habe, sondern auch aus niedrigeren
Gründen der Angemessenheit lasst uns einig werden! Denn
wenn Jemand von uns zur Verteidigung des Glaubens zu
sprechen gezwungen ist, so wird er alsdann mit hundertfältig
vermehrter Kraft sprechen . v . Sicher, ein unberechenbarer
Vortheil! Anstatt unsere Kraft zu zersplittern, indem wir
sie in ärgerlichen Disputationen über triviale Details erschöpfen
oder in fruchtlosem Tadel gegen unsere Mitkämpfer
vergeuden, sollten wir unsere Anstrengungen concentriren
auf das, worin wir übereinstimmen, und uns zu dessen Verteidigung
, um eine gemeinsame Fahne schaaren!" U. 8. w.
— Ein anderer Redner, Prof. Cassal, sah den Nutzen einer
solchen Vereinigung in der gegenseitigen Beratung und
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