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504 Psychische Studien. XI. Jahrg. 11. Heft. (November 1884.)
von ihrem irdischen Medium und dessen Befinden abhängig
sind. Lediglich wie uns das betreffende Medium den gewünschten
Geist in seiner inneren Vorstellung subjektiv
gefärbt darstellen wird, so wird er uns scheinbar objektiv
erscheinen. In dieser Kundgebung sprechen augenscheinlich
viele Geister auf einmal, oder aber es spricht nur Einer
im Pluralis majestatis im Namen Vieler. Das ist nicht
genau konstatirt. Das Mitgetheilte ist so allgemein gehalten
, dass es auf gar keinen spezifischen Geist oder deren
mehrere mit Sicherheit hindeutet. Das Alles könnte aus
der tiefinnersten Ueberzeugung des Mr. Eglinton selbst
hervorgegangen sein. Diese innerste Ueberzeugung spricht
sich deutlich in den Worten aus: — „Unsere Absicht beim
Manifestiren ist, ebenso sehr bei einer ehrlichen Forschung
behülflich zu sein, als sie es ist, bloss unsere Kraft beim
Schreiben unter ausnahmsweisen Bedingungen zu beweisen."
— Das sind offenbare Zwecke des Mediums, während
ein Geist oder Geister sich nicht durch diese wunderbaren
Aeusserlichkeiten des Geschehens, sondern vielmehr durch
die innere Wahrheit des zu Offenbarenden bestimmen lassen
würden, eine richtige Ueberzeugung von ihrer Existenz
hervorzubringen. Der sogenannte Kampf um seine Existenz
als Medium hat diesen Ausspruch provozirt. Wozu auch
hätte ein Geist nothwendig, sich auf Rochefoucaulf s citirten
Wortlaut zu berufen, welcher das skeptische Verhalten
mittelmässiger Geister kritisirt, wenn dieser Geist oder die
durch Mr. Eglinton sprechenden Geister wirklich etwas
Glaubwürdiges zu offenbaren hatten? Und brauchen angeblich
so hohe Geister in der Weise zu schmeicheln, wie
hier am Schlüsse der Botschaft geschieht? Wirken sie
nicht schon überzeugend genug durch den prophetisch oder
sonst wahren Inhalt ihrer Kundgebung? — Es ist übrigens
eine ä priori denknothwendige Voraussetzung, dass, wenn
oder falls einmal Geister existiren im Sinne des Mediums,
diese auch mit ihren Freunden zu verkehren wünschen
müssten. Aus diesem Grundgedanken entwickeln sich mit
Naturnotwendigkeit alle übrigen Gedanken über das mögliche
Gebahren der Geisterwelt in dem oder jenem gegebenen
Falle. Etwas Phantasie und Combinationsgabe
lässt ja schon jeden Dramatiker Menschen und Geister in
den verschiedensten Situationen handelnd und sprechend
uns vorführen, warum nicht auch jene traumbegabte per-
sonificirende Kraft unserer Seele, welche besonders bei
einem somnambulen oder statuvolischen (d. h. gerade diesen
bestimmten Zustand wollenden) Medium in sogenannte
unbewusste (d. h. dem Tagesbewusstsein entrückte) Thätig-
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