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Wittig: Bemerkungen zu Herrn Beimers* Erörterungen etc. 529
schäftigt hätte. Und nun es jetzt lange posl festum und
ganz flüchtig geschieht, erfahren es die "JPsyeh. Studien"
von allen übrigen in Deutschland erscheinenden Journalen
allein im Tone eines tadelnden Vorwurfs! Es ist dasselbe
Verfahren, welches Herr Reimers gegenüber Herrn Riko im
Haag eingeschagen hat! Deutsche Correspondenten sollten
doch über die geistigen Bewegungen ihres und unseres gemeinsamen
Vaterlandes für englische Blätter etwas besser
orientirt sein.
Herr Reimers vertheidigt sein Medium Alfred Firman
nicht ganz ungeschickt und hat auch in einigen wesentlichen
Punkten Recht, vorausgesetzt, dass sich alle
Vorbedingungen bei ihm wirklich genau so verhielten
, wie er sie uns schildert. Er darf uns die
Versicherung glauben, dass wir damit nicht an seinen Worten
zweifeln, sondern nur diejenigen Eäthsel und Verhüllungen
meinen, welche uns jede noch unerforschte Sache
von Natur entgegenstellt. Diese transcendentalen Geheimnisse
zu ergründen, ist eben die Aufgabe der Zöllner'sehen
Transcendental - Physik. Wo etwas mit unserem gewöhnlichen
logischen Denken nicht im Einklang ist, haben wir
die Ursache dieses Zwiespalts zu ergründen. Der Mensch
ist aber das complicirteste aller Räthsel der Natur. Seine
reale Sinnenwelt ist voller Täuschungen — geschweige die
Welt seiner seelischen und geistigen Prozesse* Sie auf einfache
und allgemein verständliche Erklärungsformeln zurückzuführen
, gelingt nicht immer — am wenigsten noch im
Gebiete selbst des echten Mediumismus, dessen sinnliches
Blendwerk oft absichtlichen Täuschungen wie ein Ei dem
andern ähnlich sieht. Hierbei ist die höchste Vor-, Um-
und Nachsicht geboten. Hatte da der unlängst (s. „Psych,
Stud." 1883 S. 529 ff.) verstorbene berühmte Elektriker und
Kabelleger Cromrvell F. Varley nicht wenigstens einiges Recht,
„die Unzuverlässigkeit der vermeintlichen Geister mit-
theilungen seufzend zu betonen"? Aber er war mit Mr.
Crookes und Richter Cox von allen englischen Forschern
wohl zuerst auf der einzig richtigen Fährte, bei aller Anerkennung
der Thatsachen falsche Voraussetzungen und
Erklärungen derselben als wesentlich mit im Spiele zu ver-
muthen. Man lese nur seine Zeugnisse im „Bericht der
Dialektischen Gesellschaft" (Leipzig, 0. Mutze, 1875) 2. Theil
S. 102 ff. und seine Artikel in „Psych. Stud." 1874 S.
342 ff., 1875 S. 106, 200 ff. aufmerksam nach, und der
stumme Vorwurf des Herrn Reimers über Mr. Varley1 s „cui
bono?" oder „was Neues hat uns der Spiritualismus
(nicht der Mediumismus) zugeführt?" wird vielleicht auf
Psychische Stadien. November 1884. 35
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