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Wittig: Zwei Herausforderungen von Taschenspielern an Medien, 533
Phänomene mit Herrn Abrahanis Produktionen kaum eine
Analogie haben, brauche ich Kennern der Sache nicht erst
zu sagen." — So Herr Sellin. Nicht im Gegensatz zu ihm,
sondern nur zur Ergänzung seiner berechtigten Forderung
einer durchaus strengen Prüfung des Mülsener Mediums
hat Schreiber dieses als Sekretär der Redaktion der „Psych.
Studien" zu bemerken, dass seine im Jahrgang 1883 über
dasselbe Medium erschienenen Artikel: „Ein zweites sächsisches
Test-Medium. Ein Versuch zur wissenschaftlichen
Erklärung mediumistischer Erscheinungen" (S. 25, 72, 222,
41? ff. 1883) ebenfalls eine noch exactere Prüfung dieses
Mediums anzuregen im Sinne hatten, aber durch die Ereignisse
in Wien überholt wurden. Dennoch vermag er auf
Grund seiner zw^i mit diesem Medium gehabten Sitzungen
zwar einzelne irrelevante Vorgänge sich als auch auf natürliche
Weise hervorgebracht zu erklären, da z. B. beim
Schwingen einer Harmonika und anderer Gegenstände hinter
dem Vorhang nach einer unvermutheten Beleuchtung des
Mediums die linke Hand desselben in seiner Bindung durch
Verschiebung des einen Knotens sichtlich befreit gewesen
war, aber trotzdem noch nicht zu dem definitiven Schlüsse
zu gelangen, dass das Medium bloss vermöge seiner Weber-
knotenlösungskunststücke sich aus des Schreibers so vielfacher
und künstlich mit dem Stuhl verschlungener Bindung mit
einem viele Meter langen breiten Zwirnbande hätte befreien
können, dessen beide Enden an die Erde angenagelt und
versiegelt waren. Das Band war, nachdem das Medium sich
herausgewickelt, in, bis auf den einen Knoten, unverletztem
Zusammenhange. Hier gälte es, vorerst eine weitere Prüfung
vorzunehmen. Eine von mir neu ersonnene Bindungsart
würde dem Medium gewiss alle natürlichen Mittel und Wege
des Herauskommens abschneiden und das Faktum dieses
Herauskommens sicher als auf psychischer Kraft beruhend
erweisen. Man sollte eine solche Seance ohne vorherige
genaue Peststellung der Prüfungsmethoden unter den Theil-
nehmern nicht veranstalten und die Sache des Mediums
ebenfalls gleich viele Unparteiische führen lassen, welche
aber mit dem Medium vor der Seance keine Bücksprache
mehr nehmen dürften. Aufs Geradewohl mit einem Medium
und vielen Unbekannten eine Seance abzuhalten, dürfte niemals
zu sicheren Ergebnissen führen. Ich schlage deshalb
vor, dass sich ein Comite verschiedener Freunde und Gegner
des Mülsener Mediums bilde und diese eine exacte Prüfung
desselben erst eine Stunde vor der Seance vereinbaren und
dann unmittelbar an dem Medium erproben. Dieses dürfte
seine Bindung selbst nicht sehen, sondern müsste sich diese
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