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V
Kurze Notizen. 543
um eine Nadel zu verbergen; es war bestimmt worden, dass
dieselbe in einem Umkreise von */4 (engl.) Meile niedergelegt
werden sollte. Nachdem die Herren zurückgekehrt
waren, verband Cumberland zunächst, wie stets, seine Augen,
sodann verband er seine Hand mittelst eines dünnen Stahldrahtes
mit der Hand des Prinzen Fürstenberg, und nun
ging die Suche in bekannter, fieberhaft hastiger Weise los
— hinaus auf den Wilhelmsplatz, diesen entlang bis zum
Palais Friedrich Karl, wo einige Augenblicke die Wände
abgetastet wurden, dann auf die andere Seite des am Palais
hinführenden Fahrdammes, wo sich die Nadel in dem
Polster einer Droschke vorfand. Die ganze Action trug
das Gepräge vollkommenster Beherrschung der Kunst seitens
des Gedankenlesers. Interessant war der Anblick der dem
letzteren nachstürmenden Gesellschaft. Dies ist wieder ein
Beweis der phänomenalen Begabung Cumberlands. (Berl. T.)
c) Cumberland vor dem Kaiser. Die hohe Ehre,
vor dem Kaiser sich produziren zu dürfen, wurde dem vielgenannten
Gedankenleser Cumberland am Sonnabend Abend
zu Theil. Fürst Radziwill hatte den antispiritistischen Engländer
zu einer anlässlich eines Geburtsfestes in seiner Familie
veranstalteten Festlichkeit zu Gaste gebeten, und der Kaiser
liess sich alsbald nach seinem um 9 Uhr Abends erfolgenden
Erscheinen den Gedankenleser mit dem hochpolitischen
Namen vorstellen. Der Kaiser reichte Mr. Cumberland die
Hand und sagte ihm in französischer Sprache, er habe
schon sehr viel von Cumberland gehört und freue sich, denselben
kennen zu lernen. Auf Wunsch Sr. Majestät gab
dann Cumberland alsdann einige seiner frappirenden Kunststücke
zum Besten. Vor den im Halbkreise placirten Herrschaften
— der Kaiser sass zwischen der Prinzess Radziwill
und deren Tochter — stehend und hin und her wandelnd,
führte Cumberland seine Produktionen aus. Er ersuchte
zunächst den Prinzen Battenberg, an eine im Saale anwesende
Person zu denken, und bezeichnete, nachdem er die Hand
des Prinzen in Berührung mit seinem Kopfe gebracht, un-
verweilt die Prinzessin Hohenlohe als die Dame, an welche
Prinz Battenberg gedacht. Dann „entdeckte" der englische
Gedankenleser, der sich die Augen hatte verbinden lassen
und in einem Nebenraume unter Aufsicht zweier Kavaliere
aus der Umgebung des Kaisers des Zeichens zum Eintreten
harrte, alsbald den Prinzen Talleyrand als denjenigen, der
einer anwesenden, von Cumberland gleichfalls ausfindig gemachten
Dame den Fächer aus der Hand genommen hatte.
Als drittes wohlgelungenes Experiment folgte die Auffindung
einer Stecknadel, die Graf Perponcher in die hintere Partie
des Kockkragens des Grafen Hatzfeldt versteckt hatte. Nun-
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