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590 Psychische Studien. XI. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1884.)
theuer, weil er dieselben zu muthvollen Mitzeugen der
seiner Zeit von der ganzen Welt angefochtenen Stoischen
Phänomene hatte und in seinen Wissenschaftlichen Abhandlungen
" (welche, wie wir hören, soeben aus dem Staack-
mann'Bchen Verlage in Leipzig in andere Hände auswärts
übergegangen sind,) und in anderen Schriften ihre Verdienste
nach Gebühr gewürdigt hat, Herr Professor Dr. Gustav
Theodor JFechner in Leipzig und Herr Hofrath Professor
Wilhelm Eduard Weber9 haben kürzlich Beide in der
Geschichte der Wissenschaft seltene Jubiläen gefeiert. Der
Erstere, geb. 19. April 1801, Begründer der Psycho-Physik,
beging am 3. October 1884 sein goldenes Jubiläum als
ordentlicher Professor der Universität Leipzig und erhielt
nicht allein die Glückwünsche derselben sowie der „Königl.
Sachs. Gesellschaft der Wiss.", sondern au3h von Sr. Majestät
dem Könige von Sachsen die Ernennung zum Oomthur
I. Classe des Albrech fs-Ordens und von der Stadt Leipzig
das Ehrenbürger - Diplom. — Herr Professor Weber aber,
welcher seiner Zeit mit Gauss den elektrischen Nadel-Telegraphen
erfand, feierte am 21. October er. in Göttingen
seinen 80. Geburtstag. Er ist der einzige noch lebende der
berühmten „Göttinger Sieben.4' — Wir gratuliren von Herzen,
wenn auch nachträglich, da uns keine Tagespresse zur
Verfügung steht, und wünschen Beiden dankbarst einen
noch lange hindämmernden ruhigen und heiteren Lebensabend
im Kreise ihrer Verehrer und Schüler!
j) Petersbarg, 20. November. Die gedankenlesenden
Ooncurrenten Irrving Bishop*) und Stuart Cumberland
führten sich gestern und vorgestern durch Privat-Seancen,
denen die ganze Diplomatie, die Presse und viele Privatpersonen
beiwohnten, hier ein. Mr. Bishop, ein nervöser,
schmächtiger Mann, von guten Manieren, machte im „Hotel
de France" den Anfang, und Mr. Cumberland suchte am
folgenden Abend im „Hotel de PEurope," aber mit wenig
Erfolg, ihm den Rang abzulaufen; vor dem Ooncurrenten
wird er allem Anscheine nach die Segel streichen müssen.
Ueber die Künste der beiden Herren werde ich mich nicht
verbreiten, da sie in Wien zur Genüge bekannt sind.
Grosse Heiterkeit erregte die Forderung des Mr. Bishop,
ihm zwei Silber-Rubel zu leihen. Der Amerikaner ahnte
gar nicht, dass es selbst Russen giebt, die nie einen Metallrubel
zu Gesicht bekamen. Er musste sich denn auch
mit zwei preussischen Thalern zufrieden geben. Die beiden
*) Vergl. „Das Gedanken- oder Seelen-Lesen" in „Psych. Studien"
Mai-Heft 1883 S. 241 ff. — Die Red.
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