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14: Psychische Studien. XIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1886.)
Weil sich seine Zeit ebenso wenig wie die vorhergehende
und nachfolgende diese Wirkungen auch nur annähernd
anders, als durch die Wirksamkeit von Dämonen, zu erklären
vermochte und von Psychologie und Anthropologie
noch ebensowenig wie von Physik und sonstigen Naturwissenschaften
(ausser etwas Arzneikunde und Astrologie)
bekannt war, deshalb räth St. Isidor: — „Verlange nicht
danach, die verborgenen Dinge kennen zu lernen. Hüte
dich, zu erforschen, was den menschlicher Dingen fern
steht Halte das für ein Geheimniss, was du nicht mit
Bewilligung der Schrift lerntest. Suche nicht mehr als das,
was geschrieben steht. Wünsche nicht mehr zu wissen,
als was zu wissen erlaubt ist. Die Neugierde ist eine gefährliche
Anmaassung und eine schädliche Erfahrung." (Sy-
nonymorum, Buch II, § 71, Bd. VI, S. 515, St. Isidori
Opera, ed. eit.) Dieser Rath ist auch heute noch für Diejenigen
giltig, welche geistig nicht objectiv genug über
diesen Erscheinungen stehen und sich ohne feste Forschungs-
principien von denselben blenden und verwirren lassen
könnten.
Das Alles glaubten wir vorausschicken zu müssen, ehe wir
an unsern Advokat Joller'sehen Spezialbericht näher herantreten
. Wir können allerdings nicht mit positiver Bestimmtheit
behaupten, dass die entlassene Magd einzig und
allein die Ursache der nachfolgenden Störungen gewesen sei;
aber eiaen Antheil hatte sie sicher daran. Durch sog. psychische
Ansteckung, durch ihre Erzählungen u. s. w.
ging ihre Furcht auf die Kinder und deren Mutter über und
beeinflusste so auch indirekt das Haupt der Familie. Auch
das neue 13jährige Dienstmädchen scheint gründlich von
der Furcht psychologisirt und von diesem Psychismus selbst
angesteckt worden sein. So war die Kette gebildet, durch
welche hindurch die übelwollenden Kräfte ausserhalb des
Hauses befindlicher Störenfriede ihre elektrischen Willensentladungen
fortleiten konnten. Später mischten sich noch
andere schadenfrohe sozialpolitische wie religiöse Einflüsse
hinein und verstärkten die Batterie der Uebelwollenden dadurch
, dass sich die ganze Familie, vor Allem das Oberhaupt
derselben, in gedrückter, wehrlos-passiver Gemüths-
stimmung befanden. Die einzelnen Fälle, die wir nun kurz
durchgehen wollen, werden das Gesagte jedem nur einiger-
massen genauen und aufmerksamen Leser bestätigen.
(Fortsetzung folgt.)
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