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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 21
crucis' oder die Schmelzprobe der Frage werden; die Wissenschaft
wird den feierlichsten Ausspruch zu verkünden haben
, zu dem sie jemals aufgefordert worden ist. Wenn
derselbe bejahend ausgefallen sein wird in diesem letzteren
Sinne, dass nämlich ihre Quelle eine objective, von
ausserhalb des Menschen kommende Kraft sei, alsdann
wird eintreten der — Fünfte Akt: — eine unermessliche
Revolution in den Bereichen der Wissenschaft und Religion".
(Deutsche Ausgabe S. XI bis XIII.)
Wo befinden wir uns jetzt? Können wir behaupten,
dass wir beim vierten Akte angelangt sind? Ich glaube,
nein! — dass wir sogar noch beim Prolog des ersten Aktes
stehen, denn selbst die Frage der Thatsachen befindet
sich noch nicht in den Händen der Wissenschaft. Sie will
noch nichts von ihnen wissen! Infolgedessen sind wir noch
weit entfernt von der wahren Theorie, und Deutschland vor
Allem, wo die phänomenale Entwickelung der Frage derart
schwach bestellt ist, dass es noch total an Medien mit hinreichender
Kraft fehlt, die dem experimentellen Studium
dienen könnten.
Alle Thatsachen, über welche von ff. argumentirt, sind
durch ausserdeutsche Medien erworben, und von H. hat
bis jetzt keine Gelegenheit gehabt, sie selbst zu beobachten,
und obgleich er den sehr verdienstvollen Muth gehabt hat,
sich auf das Zeugniss Anderer zu stützen, so wird doch
Niemand leugnen wollen, dass in dieser Frage persönliche
Experimente von einer hauptsächlichen Wichtigkeit sind.
Auch ist die Grenzlinie für diese Thatsachen noch nicht
im Entferntesten gezogen; sie schreiten fort und entwickeln
sich langsam, aber stetig, und Alles, was von H. von seinem
kritischen Gesichtspunkte aus von ihnen erheischt, soll erst
noch erworben werden.
Dass ich mich persönlich nicht an die Beweiskraft und
an die exclusive Verteidigung irgend einer Hypothese im
Allgemeinen uiid der spiritistischen Hypothese im Besonderen
binde, ersieht man wohl hinreichend aus der That-
sache, dass ich meirom geehrten Mitarbeiter Herrn Gr. C.
Wütig volle Freiheit gegeben habe, über die in Rede stehenden
Phänomene von seinem eigenen Gesichtspunkte aus sich
zu verbreiten, und zwar durch Anwendung der allgemein
sogenannten psychischen Theorie gegenüber der spiritistischen
Hypothese. Aber wenn ich auch vollkommen tolerant bin
in Beförderung irgend einer beliebigen Theorie, so kann
ich doch nicht gleichgültig bleiben gegenüber der Unkennt-
niss, der Vergessenheit oder der Unterdrückung von Thatsachen
, welche mit der vorgebrachten Theorie nicht in
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