Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 31
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Eosegger als Volks-Spiritualist und Spiritist. 31

sirer" nennt, und lässt ihn über „Bitttage um Regen" also
grübeln: „Wenn das schön' Wetter gar ist, wird's regnen,
was hilft der Bitttag! Wenn uns ein Herrgott hergesetzt
hat, so wird er keinen schwachen Kopf haben und unser
vergessen. Und hat er keinen Kopf, so dass er die Welt
nur mit den Händen zusammenstellt und mit den Füssen
auseinandertritt, nun, so hat er auch keine Ohren. Wofür
hernach das Geschrei!" — Ein Bauer wollte Weizen anbauen
und hatte keinen Dünger dazu. Er säete aber doch
und machte eine Wallfahrt auf die gute Meinung, dass der
liebe Herrgott ihm gleichwohl einen üppigen Weizen
wachsen lassen möge. Als jedoch die Ernte kam, stand
es schlecht mit seiner Frucht. „Ich seh's schon", klagte
er dem Pfarrer, „das Beten hilft auch nichts. Ist denn
das ein Weizen?" — „Aber, lieber Freund," sagte der
Pfarrer, „Ihr habt ja nicht gedüngt." — „Je!" rief der
Bauer, „wenn ich Mist hätt% braucht' ich den Herrgott
nit." —

Rosegger versichert, Wald- und Gebirgsleuten begegnet
zu sein, welche mit einer gewissen Vermessenheit über
himmlische Dinge reden. Sie parodiren auch kirchliche
Ceremonien, nicht etwa, um das Religiöse zu verhöhnen,
sondern nur deshalb, weil ihr Vorstellungsbesitz sich auf
Religiöses beschränkt und weil sie kein anderes Object für
ihre zügellose Laune finden. So wagt es ein ländlicher
Skeptiker der religiösen Bemerkung gegenüber, dass es im
Himmel nichts als lauter Anbetung Gottes gebe, folgende
kritische IJnbescheidenheit auszusprechen: — „Der tausend
Mosthosen, das muss eine saubere Unterhaltung sein!
Wenn ich am Sonntage Nachmittags nicht ein bissei Kegel
schieben kann und mein Glasel Most dazu trinken, so pfeif
ich d'rauf!" — „Hoffen wir indess, es wird Jeder das
Seine dort finden!" beschwichtigt dieser rusticalen Zweifelsucht
gegenüber der Dichter.

Beruhigend ist es hinwieder für glaubensfeste Leser,
auch von frommen Frauen zu vernehmen, welche sich den
Himmel als eine grosse Kirche denken, in welcher die
Englein „Musik machen4' und der „liebe Herrgott selber
die Mess' lesen thut", während „die Blutzeugen Beicht
hören."

Auch der Todtengräber, „der Schaufelbub," ist Gegenstand
einer heiteren Schilderung Rosegger's, welcher einem
Bauer folgende Worte in den Mund legt: — „Da legen sie
Einen heute ins Grab und wünschen ihm die ewige Ruhe,
und in einigen Jahren darauf thut's ihnen schon wieder
leid um den Platz; sie graben auf, reissen Einen heraus


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