Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
13. Jahrgang.1886
Seite: 35
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wittig: Fernfühlen oder Telepathie und Wirkungen der Gelsterfuroht. 35

Wir haben vor 36 Jahren im Uracher Seminar die Erzählung
aus dem Munde des Ephorus Köstlin gehört, und
zwar in der Lection über Psychologie, wo beim Kapitel der
Träume und Ahnungen uns dieser Fall als Beispiel einer zutreffenden
Ahnung vorgetragen wurde." —

"Weiterhin berichtet Lange noch: — ,,Die Schreckenszeit
hat in Reinhardt Geist einen unauslöschlichen Eindruck
hinterlassen. Später, wenn der schweigsame Mann ausnahmsweise
einmal zum Sprechen gebracht wurde, wie in Hamburg
im Reimarus'sehen Hause oder in Weimar bei Goethe,
holte er seine Erinnerungen gerne aus diesen Tagen und
erregte mit den Erzählungen von Robespierre das Grausen
der Zuhörer. Folgende Anekdote ist aus Reinhardt Mund.
Als Robespierre schon todt da lag und kein Glied mehr
rührte, stand ausser der ihn umgebenden Wache alles voll
Menschen um ihn her, um die Hyäne noch einmal zu sehen,
die so viele Tausende zerfleischt hatte, und sich zu überzeugen
, dass er gewiss keine mehr zerfleischen werde. Da
zuckte noch einmal sein Arm, und nicht nur die Zuschauer,
sondern auch die ganze Wache stürzte zur Thüre hinaus."
(Aus /. L. Ewald: „Fantasien auf einer Reise durch Gegenden
des Friedens/* 1799.) — Wer erinnert sich bei diesem
psychischen Zurückweichen aus Furcht nicht an die Stelle
bei Joh. 18, 6? ~

Hierbei kommt uns gerade eine Schopenhauer-Anekdote
in „Der Salon" (Leipzig, A. H. Payne) XII. Heft 1885 zu
Gesicht, in der ein Herr B.-R. Folgendes berichtet: —
„Eine Episode, in welcher der todte Philosoph eine passive
Rolle spielte, wird durch einen Zeugen verbürgt. Arthur
Schopenhauer hatte seine Seele ausgehaucht. Man traf Anstalten
, dass der Leichnam des Verblichenen bis zur Bestattung
von zwei Ohirurgengehülfen bewacht werde. Diese
stellten sich pünktlich ein und verabredeten, sich in dieses
Amt in der ersten Nacht stundenweise zu theilen. Zuerst
kam derjenige an die Reihe, der zu Lebzeiten Schopenhauers
bei diesem als Barbier fungirt hatte. Er zündete sich eine
Cigarre an und wartete seines Amtes, während sein Kollege
sich auf das Sopha streckte. Draussen schien der Mond
und warf seine Strahlen durch die halbgeöffneten Fensterladen
des Parterrezimmers. Uebermässig viel Muth hatte
der biedere Barbier von Haus aus überhaupt nicht. Kein
Wunder, dass er sich, während sein Kollege unharmonische
Schnarchtöne hören Hess, dem Leichnam des 'Atheisten'
gegenüber} denn ein solcher war Schopenhauer in seinen
Augen, Betrachtungen über die Unsterblichkeit der Seele
hingab. In diesem Augenblicke erklang von der Wanduhr

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