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36 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 1. Hett. (Januar 1886.)
die Geisterstunde, aber gleichzeitig eine deutlich wahrnehmbares
Geräusch vom Todtenlager. Das Haupt des 6Welt-
gottgläubigen', vom Monde beschienen, neigt sich und scheint
ach, mein Schreck! zur Erde zu sinken. Eine Täuschung
war unmöglich; das klappernde Geräusch war zu deutlich.
Da hätte auch ein Muthigerer die Geistesgegenwart verloren;
eins, zwei, drei stösst unser Held den Fensterladen auf, ein
kühner Sprung, er ist auf der Strasse. Sein Kollege erwacht
und stürzt ohne Zögern hinter ihm her. Beide stehen
leichenbla8S draussen einander gegenüber. Nach längeren
Erörterungen erkennen sie das Peinliche ihrer Lage: was
wird man morgen sagen, wenn die Wächter fehlen? Sie
kehren deshalb mit klopfenden Herzen zu der unheimlichen
Stätte zurück, zünden zu den zwei brennenden Kerzen noch
eine dritte an, nähern sich muthig dem Leichnam und gewahren
, — dass das Zahngebiss am Boden liegt. Der 72-
jahrige Philosoph trug falsche, in ein Gebiss vereinigte Zähne,
die dem Leichnam entfallen waren und das klappernde Geräusch
verursacht hatten." — W,
tm Lehre von der dritten nnd vierten Dimension.
Professor C. Stumpf in Halle bespricht in „Deutsche
Litteraturztg." JSfo. 45 v. 7. November 1885 die Schrift von
Theodor Lipps: „Psychologische Studien I. Der Raum der
Gesichtswahrnehmung etc." (Heidelberg, Weiss, 1885) 161 S.
gr. 8° M. 3,20, wonach der Verfasser voraussetzt, „dass
alle Eindrücke ursprünglich verschmelzen müssen, dass ihnen
aber auch eine Selbstbehauptungstendenz zukommt, dass
ferner infolge der durchschnittlichen qualitativen Aehnlich-
keit benachbarter Eindrücke für diese auch noch eine besondere
Verschmelzungsneigung und für entferntere ein gesteigertes
Selbstbehauptungsvermögen entstand. So glaubt
er die Lokalisation ursprünglich bloss qualitativer Eindrücke
zu begreifen ... die vielleicht schon mit der Geburt lokali-
sirt auftreten." —
In der Lehre von der dritten Dimension sucht Verf.
des Herrn Eeferenten Schrift: „Ueber den psychologischen
Ursprung der Raumvorstellung" zu Gunsten einer Tiefenempfindung
zu widerlegen. „Für den Verfasser (Lipps) ist
nicht bloss Tiefenempfindung, sondern auch Tiefenvorstellung
ein Unding. ;Wie niemals Jemand etwas von der
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