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Kurze~Notizen.
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bei manchen malaiischen Völkerstämmen. Unseres heiligen
Mannes Geräthe sahen wir zunächst in verdorrt umher
hängenden Zweigen der Dracaena feria. Ausser dieser
Pflanze stehen noch der Croton und die Rosa chinensis in
ihrer Verehrung. Dann brachte derselbe ein Schächtelchen
herbei, dem er seinen Ornat entnahm: ein Bändchen, das,
um den Oberarm gebunden, ihn den Geistern erkenntlich
macht. Es kam eine Cocosnuszschale zum Vorschein, an
der ein kleines hölzernes Messer hing. Die Verwendung
habe ich dahin verstanden, dass der an ein Krankenbett
gerufene Priester die Schale auf einem Teller sich in kreisende
Bewegung setzen lässt, und in der Richtung, in der
das Messer hängt, wenn sie zur Ruhe gekommen, den
K rankheitsgeist veranlasst, zu entweichen. Zwei kleine
schwarze Steinchen, geformt wie ein diminutives Geräth aus
der Steinzeit bei uns, und die, wie wir hörten, auf dem
Wasser schwimmen sollten, waren ebenfalls am Krankenbette
zu verwenden. Wird eine Negorei von einer allgemeinen
Krankheitsplage heimgesucht, dann greift man zu
anderen Mitteln I Man fertigt niedlich kleine Boote an, legt
Lebensmittel hinein, setzt sie- auf den Fluss oder aufs Meer,
und der Krankheitsgeist wird zum Entweichen auf denselben
angefleht. Die Lebensmittel sollen ihm den Wunsch andeuten
, dass seine Reise ihn recht weit führen möge. —
Anmuthige Legenden sollen unter den Alfuren leben. Sie
erwarten im Jenseits ein erhöhtes Genussleben, Der Pantheon
ist reich bevölkert, 71 untergeordnete Geister bewegen
sich in ihm um den 'Grossen Geist'. Dieser wird vom
Priester immer zuerst in langem, eintönigen Gebete angerufen,
bevor er sich mit den untergeordneten Geistern in Verbindung
setzt, die auf sein Rufen erscheinen, wenn der anfangs
ruhige Zweig in seiner Hand zu zittern und zu rauschen
beginnt. Die Gerufenen gehen wieder auf des Priesters
Geheiss! U. s. w."
f) Petersburg, 5. December 1885. — Der Geist
des Generals Sköbelew wird zu Gunsten des Fürsten
Alexander von Bulgarien in origineller W eise vom „Swetw
ins Feld geführt. Das Blatt des Herrn Komarerv erzählt
nämlich: — Kürzlich wurde in einer spiritistischen Seance
der Geist des „Weissen Generals" citirt; er erschien, und
es wurden ihm verschiedene Fragen über den brudermörderischen
Krieg vorgelegt. Der Geist Hess sich jedoch
zu langen Erörterungen nicht herbei, sondern erklärte kurz
und bündig, „er habe keine Zeit, sich auf lange Gespräche
einzulassen, weil er den Fürsten Alexander von Bulgarien
nicht verlassen könne I" — Bedenkt man die Verehrung,
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