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Wittig: Die elektrische Georgierin,
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erhalten wird, empfehlen wir dem Herrn Nervcomb selbst
zur Nachnahmung vor aller Welt mit der günstigen Chance,
dass er mit seiner Hand unter dem Sitze so viel stemmen
darf, als er nur will, und mit der weiteren Erlaubniss, dass
die auf dem Stuhl sitzende Person so bereitwillig als möglich
sich leicht zu machen sucht, damit sie ins Schweben
komme. Wir wünschen hier von ihm den Beweis erbracht,
von dem Herr Nervcomb behauptet: — „Allein hier bekam
der Betrug in seiner ganzen Einfalt einen gewaltigen Riss.
Ohne Zweifel waren die Finger der Vorstellerin unter denen
der auf dem Stuhle sitzenden Person gut placirt; allein die
letztere wich nicht von der Stelle, so lange die Hand der
Vorstellerin gegen die untere Seite des Sitzes sich nicht
stark anstemmte. Das Resultat des Experiments war, dass
der Stuhl nicht emporgehoben wurde, sondern sich nach vorn
neigte und so die sitzende Person zum Fallen nöthigte.
Dieses Experiment wurde öfter wiederholt, und stets konnte
Herr Nervcomb den Druck der Hände der Vorstellerin gegen
den Stuhl beobachten und versichern, dass die Richtung
der Bewegung genau die des Druckes sei." — Offenbar
war Fräulein L. in diesem Falle nicht bei Kraft. Wie
schwankend dieselbe ist, könnten ihn die Experimente von
Crookes mit Mr. Home an der Federwaage lehren. (S. ,,Der
Spiritualismus und die Wissenschaft. Experimentelle
Untersuchungen über die psychische Kraft." 2. Aufl.
1884. Leipzig, Oswald Mutze, S. 61 ff., S. 91 ff.) Wie leicht
konnte der Druck der Kraft in diesem Falle mit dem blossen
Muskeldrucke des Mediums verwechselt werden. Aber wir
können Herrn Nervcomb mit einer Variation dieses Falles bedienen
und ihn um dessen Erklärung bitten. Als Mr. Stade zum
letzten Male 1878 in Leipzig war, pflegte er bei verschiedenen
Personen, besonders aber bei mir und meiner erwachsenen
Tochter, die wir jedes auf einem Stuhle sassen, sich auf
einen Stuhl daneben zu setzen, seinen rechten Arm mit der
Hand auf die hintere obere Stuhllehne lose aufzulegen, die
Füsse lang von sich zu strecken und in dieser Stellung
Stuhl und Person vom Fussboden emporzuheben und einige
Sekunden schwebend zu erhalten! Dabei war von einem Neigen,
Drücken und Kippen gar keine Rede — sondern nur ein
einfaches Emporheben. Wenn die Sache für Herrn Nervcomb
wieder so gar natürlich ist, so bitten wir ihn um seine
Erklärung und selbsteigene Nachahmung!
Schliesslich, wo bleibt die Erklärung des so heftig
springenden Stuhles, dass es für drei Personen unmöglich
war, den von der Dame an verschiedenen Stellen leicht berührten
Stuhl in seinen Bewegungen aufzuhalten? Es schien
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