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Wittig: Wohin kritikloser Spiritismus führt. 85
ohnehin noch nicht aufgeklärten, aber durch Thatsachen
festgestellten Erscheinung noch unklarer zu machen.
G. Gessmann, jr.
Wohin kritikloser Spiritismus führt.
„Der Narr von Firlejowka. Novelle von Leopold
v. Sacher-Masoch" in „ Westermanris Illustr. Deutsche Monatshefte
," September 1885 — ist eine feinsinnige Verteidigung
des Spiritismus mit seinem Unsterblichkeitsglauben. Ein
jüdischer Kutscher fährt den Verfasser, der von Wien gekommen
, in seinen Heimathsort — unterwegs bricht ein
furchtbares Gewitter aus, dessen Schilderung die erforderliche
Stimmung vorbereitet, um Zuflucht in einem seitwärts
des Waldwegs gelegenen alten Schlosse Firlejowka zu suchen,
dessen Herr daselbst einsam mit einem Diener lebt und im
Rufe, närrisch zu sein, steht. Die Fremden werden aufgenommen
, der Schlossherr lässt seinen Gast zum Nachtessen
zu sich bitten, bei dessen Empfang er ihm von
einem im Bilde vor ihm hängenden schönen Knaben,
seinem Sohne Ermogen, spricht, den er in dieser Einsamkeit
mit allen Hilfsmitteln der Pägagogik erziehe. Am Tische
ist für den noch Abwesenden ein drittes Gedeck aufgelegt.
Niemand erscheint. Aber der Gastgeber redet wie zu und
von einem Anwesenden mit seinem Diener. „Was war das?
War der alte Herr in der That wahnsinnig? Und sein
Diener, ging er nur mitleidig auf seine Einbildungen ein,
oder war auch er gestört? Sembratowitsch legte seinem unsichtbaren
Sohne vor und schenkte ihm ein halbes Glas
Wein ein. Während wir assen, sprach er bald mit mir,
bald mit ihm, und auch der alte Diener richtete von Zeit
zu Zeit einige Worte an den Unsichtbaren."
Nach Tische setzt er sich mit ihm und dem Beisenden
an's Kamin, um dem Knaben vor dem Schlafengehen
nach alter Gewohnheit eine Geschichte zu erzählen von einem
Zaren, der seinen einzigen 10jährigen Sohn verlor, dem
Nachts sein Kind im Traum erschien und sprach: ,/Weine
nicht, ich bin bei dir, Tag und Nacht, wenn du mich
auch mit Menschenaugen nicht sehen kannst.* Da zog Buhe
und Frieden in das Herz des Verlassenen ein." Und dann
geleitet der Vater den unsichtbaren Sohn an sein Nachtlager
, kehrt hierauf zu seinem Gaste zurück und plaudert
weiter über seinen Sohn, wie glücklich er über ihn sei.
„'Was ist dies alles, was der Menschengeist erforscht und
schafft, was ist Ruhm und Ehre, was sind alle Freuden
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