http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1886/0098
90 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1886.)
Wir leben der gewissen Ueberzeugung, dass alle wahren
Freunde und Vertheidiger der heiligen Sache ihre that-
kräftige Unterstützung einem Werke nicht versagen, welches
zur Ehre der Wahrheit und zum wahren Wohle
unserer Mitmenschen unternommen werden soll.
Zwickau i. Sachsen, den 2. Dezbr. 1885.
Gustav Adolf Wittig,
Lehrer und Heilmagnetiseur.
Kurze Notizen.
ä) Mit demLesen verschlossener Brief e, aber
nur auf künstlichem Wege absichtlicher Täuschung von
Seiten sich damit befassender Personen, nicht auf rein
psychisch-hellsehendem Wege, beschäftigt sich nach der
„Gartenlaube" No. 43/1885 kein Geringerer als der berühmte
Physiologe Professor Dr. W. Preyer in Jena in einem
eigenen Buche: — „Die Erklärung des Gedankenlesens"
(Leipzig, 7%. Grieben — L. Fernem, 1886), worin ein Kapitel
betitelt ist: „Das Errathen gedachter Zahlen, Buchstaben
Figuren, Melodien." Die Sache ist bekannt, dass, wenn ein
sogen, betrügerischer Gedankenleser nur einen Zettel unterschlagen
und verborgen lesen kann, er dann aucb alle
übrigen öffnen und den vorhergehend gelesenen Zettel immer
richtig angeben kann, nur in unrichtiger Folge. So agirt
eben ein Taschenspieler, aber kein wirkliches Medium, das
man ja nun genauer als bisher kontrolliren kann. Ferner
behauptet Preyer, ein Taschenspieler könne sogar darauf
geübt sein, aus der Entfernung an den Bewegungen des
Schreibstiftes direct zu erkennen, was geschrieben wird.
Er verweist auf sein Buch: „Aus Natur* und Menschenleben
." (Berlin, 1887)) S. 298. Weiter behauptet er, diese
betreffenden Kunststücke hätten ungebührlich viel von sich
reden gemacht, und noch jetzt meinten Manche, es sei bevorzugten
Gedankenlesern oder „Hellsehern" möglich, ohne
Hilfe der Augen einen verschlossenen Brief mittelst der
Stirnhaut oder auch der Magengrube zu lesen, ohne ihn zu
öffnen. — „Trotz dieser mit bemerkenswerther Hartnäckigkeit
immer wiederholten Behauptung ist nicht ein einziger
derartiger Fall ^von einem Physiologen konstatirt worden."
Aber Prof. Kieser's „Archiv für Thierischen Magnetismus"
enthält zahlreiche Fälle dieser Art, und in Prof. Perty's
Schriften, in Bruno Schindlers „Magie des Geisteslebens/' in
Davis9 Autobiographie „Der Zauberstab," in Dr. Carl du
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1886/0098