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92 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1886.)
fünf Minuten aus den Augen verliert, etwa mit einem ähnlichen
vertauscht werden lässt oder seine Aufmerksamkeit
davon abwendet, kann leicht immer da getäuscht werden,
wo direktes Sonnenlicht, elektrisches oder Magnesiumlicht
nebst dem Eispiegel im Nebenzimmer zur Verfügung steht.
Und wem daran liegt, eine Bürgschaft für die Wahrung
des Briefgeheimnisses za haben, wird gut thnn, ein Stück
Karton in den Briefumschlag hineinzulegen oder diesen
inwendig schwarz zu färben. Telegramme können jedoch
in der gegenwärtigen Form der Ablieferung, wenn sie nicht
unmittelbar in die Hände der Adressaten gelangen, nicht
geschützt werden. Man kann sie in der beschriebenen
Weise, ohne Beschädigung und ohne dass der Adressat es
bemerkt, in kürzester Zeit zum Theil lesen." — Das Alles
gilt doch nur unter der Voraussetzung, dass spiritistische
Medien den Eispiegel früher erfunden gehabt hätten, als
die Wissenschaft, und dass sie seine Nutzanwendung auf
Schrift schon vor Herrn Prof. Preyer gekannt hätten. Wie
aber, wenn ein Medium Schriften liest, das notorisch
keinen Eispiegel wegen fortwährender Beobachtung durch
seinen es umgebenden Cirkel verwerthen kann?
b) Bayard Taylor als philosophis eher Spiritualist
. — Aus „Bayard Taylor. Ein Lebensbild, aus
Briefen zusammengestellt von Marie Bansen - Taylor und
Horace E. Scudder. Uebersetzt und bearbeitet von Anna
M. Koch. Mit Porträt." (Gotha, F. A. Perthes, 1885J gr. 8° 8 M.
entnehmen wir folgenden Herzensschrei dieses als
Dichter, Schriftsteller, Sprachkenner und Diplomaten bekannten
Vertreters der amerikanischen Freistaaten am
Berliner Hofe, geb. am 11. Januar lb25 in Pennsylvanien,
gestorben 1883 in Berlin, als ihm im Jahre 1850 seine
erste Frau Mary Agnew durch den Tod entrissen wurde,
aus seinem Tagebuche: — „Allmächtiger Vater, der du
das Weh und die Sorgen in den Herzen aller deiner Kinder
kennst, hilf mir, die schwere Last zu tr<*gen, die du
mir auferlegt. Befreie mich von der Schwäche und der
Blindheit meines sich gegen dich auflehnenden Herzens,
dass ich deine Wege klarer sehen und den Schrei meiner
Seele stillen kann, Mildere du das Herbe meines Schmerzes,
damit ich dich preise und dich liebe mit demselben vertrauensvollen
Herzen wie vorher. Lasse mich glauben,
dass du Mary in deine Arme genommen aus Barmherzigkeit
für sie und nicht als Strafe für mich. Zeige mir, dass sie
um mich ist, über mir und meinem Kummer wacht, dass
sie mich einst in einem schönern Leben willkommen heissen
wird. Lass mich werden, was sie von mir gehofft und was
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