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Dessoir: Mr« Henry Slade in Berlin.
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klappte sie zusammen und hielt sie Herrn M. auf die
linke Schulter, dicht an das Ohr. Wir hörten es deutlich
längere Zeit schreiben, bis drei Klopftöne zum Zeichen der
Beendigung in der Tafel ertönten; Herr Slade öffnete dieselben
, und wir fanden eine längere Mittheilung in französischer
Sprache auf der Herrn M. zugekehrten Tafel. Bei
allen Tafelschriften lag überdies das Stiftchen genau auf
dem letzten Striche.
Darauf nahm das Medium ein Splitterchen Schiefer,
zog damit eine kurze Linie auf einer Tafel, legte das
Stückchen genau darauf und daneben einen grossen Schieferstift
, und hielt dann die Tafel unter den Tisch; plötzlich
sprang der grosse Stift in weitem Bogen unter dem Tische
hervor, während das Stückchen seine Lage nicht geändert
hatte. Letzteres hätte nach Herrn Stadens Aussage stattfinden
müssen, wenn die ganze Tafel von einem Stosse
getroffen worden wäre. Als Herr Slade darauf die Tafel
wieder unter den Tisch hielt, um Schrift zu erhalten,
erschien sie plötzlich am anderen Ende des Tisches rechts
neben Herrn G. und war einen Augenblick darauf wieder
in Herrn Stadens Händen. Mit dieser Manifestation schloss
die Sitzung; ich erwähne noch, dass Herr M. und ich
mehrere Male am Knie berühit worden sind und ein
Sessel in der Nähe des Mediums einmal auf dieses zu rollte.
Die zweite Sitzung fand am 26. Februar er. Abends
8 Uhr in demselben Zimmer statt. Anwesend waren ausser
dem Medium nur Herr Ruitsch, ein älterer erfahrener
Spiritist, und ich. Der Tisch war durch eine grosse Petroleumlampe
genügend beleuchtet; unter dem Tisch war es
jedoch natürlich dunkel. Von den Manifestationen, die
sich diesmal ereigneten, will ich nur diejenigen hervorheben,
die von den eben beschriebenen abweichen. Herr Slade
ersuchte mich, selbst eine Tafel in die linke Hand zu
nehmen und zu sehen, ob die 'Geister* auf dieser schreiben
würden. Das geschah nun nicht, wohl aber wurde öfters
ganz energisch an der Tafel gerissen. Herr Hulisch erhielt
durch Tafelschrift die Weisung, nach seinem Taschentuche
zu sehen; er that dies, fand es aber wohlverwahrt in seiner
Tasche. Wir wurden darauf durch Tafelschrift angewiesen,
am andern Ende des Zimmers nachzusuchen; obwohl wir
nicht wussten, warum, fchaten wir es doch, aber ohne Erfolg.
Bald darauf schloss die Sitzung, und Herr Hulisch und ich
begaben uns in das Nebenzimmer; nach einer Minute etwa
ging ich wieder in das Sitzungszimmer, um meinen Paletot
zu holen, den ich dort gelassen hatte, und fand Herrn Slade
immer noch nach dem Taschentuche suchen. Ich suchte
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