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Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 123
„2) Die ausserordentlichen Dinge, welche der Somnambule
besonders im intellectuellen Gebiete leistet, beweisen
bei ihm das Vorhandensein einer thätigen und intelligenten
Kraft, das heisst, einer inneren Persönlichkeit. Diese
Persönlichkeit scheint vollständig verschieden zu sein von
der gewöhnlichen Person und scheint die Nerven-Ganglien
der Herzgruben - Region zum Sitz zu haben, wie man sie
gesehen hat bei der von Burdach citirten Somnambule, und
wie wir sie in einer viel entschiedeneren und genaueren
Art bei anderen Manifestationen des Mesmerismus wiederfinden
werden. Man erklärt sich auf diese Weise, weshalb
der Somnambule die Stimme der Personen nicht erkennt,
welche ihm am bekanntesten sind, und keine Erinnerung
von dem bewahrt, was sich während seines Schlafes ereignet
hat. Man erklärt sich auf gleiche Weise die Thatsache,
dass man bei ihm niemals*eine unmoralische Handlung
beobachtet hat, als ob sein geheimnissvoller Führer von
den Banden des Thierischen, befreit wäre. —
„3) Die Persönlichkeit welche im Somnambulismus
erscheint, offenbart eine stets sich gleich bleibende Intelligenz
, zuweilen sogar eine höhere als die der gewöhnlichen
Personen. Aber wie diese letztere, so hat sie auch ihre
persönliche Gleichung, ihre Dunkelheiten, ihre Schwächen,
um mich mit einem Beispiele zu begnügen, will ich an
jenen von Burdach citirten Somnambulen erinnern, welcher,
nachdem er seine Stiefel angezogen, sich rittlings auf ein
Femter setzte und den Wänden seine Sporen gab, um ein
eingebildetes Pferd in Gang zu setzen. —
„4) Der Somnambulismus ist einer anormalen Entbindung
des Nerven-Fluidums zuzuschreiben; mehrere Ursachen
können zu diesem Resultat führen: Schreck, grosse Geistesanspannung
, Jugendkraftverschwendung u. s. w., kurz
Alles, was das Gleichgewicht der physiologischen Functionen
zu stören trachtet, deren Sitz das Nerven-System ist.
Wenn das Fluidum wenig reichlich ist, so treten auch die
Wirkungen des Somnambulismus nur in einer dunklen
Weise auf und scheinen sich mit denen des Traumes zu
vermengen. Aber sobald es sich in hinlänglich genügender
Menge entwickelt, sieht man alsbald die innere Persönlichkeit
erscheinen, und der Somnambule zeigt alsdann die
Charakterzüge eines wachen Menschen, denn er hat in sich
einen Leiter, der alle Kräfte der Intelligenz und der Bewegung
besitzt." (Pag. 149—151.)
Wir kommen nun endlich zu dem siebenten Kapitel,
welches unseren Gegenstand im Besonderen behandelt. Es
ist betitelt; — „Fortsetzung von: Der laesmerische
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