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136 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 8. Heft. (März 1886.)
sein edler Schüler Xenophon ihm rühmend bei: — 'Sokrates
aber glaubte, dass die Götter Alles wüssten, sowohl was
gesprochen und gethan, als was im Geheimen gesonnen
wird; dass sie überall gegenwärtig seien und den Menschen
über alle menschlichen Angelegenheiten Offenbarungen zugehen
lassen.' (XenophorCs 'Memorabilien' von Zeising. Stuttgart
1855, S. 6.)u — In diesem Glauben des Sokrates an
die alten Orakel wurzelt auch der ganze moderne Spiritismus
mit seinen Wahrheiten und Irrthümern. W.
Kurze Notizen.
a) Der Lehrer und Heilmagnetiseur Gustav Wittig zu
Zwickau in Sachsen hat gegenüber den von Leipzig aus
durch die Leiter des Antispiriiisten-Vereins „Abila" im vergangenen
Jahre zu Chemnitz gehaltenen Vorträgen ebenfalls
einen solchen am 7. Januar er. trotz anfänglichen
amtshauptmannschaftlichen Verbots, gegen das er aber erfolgreichen
Rekurs einlegte, vor einer überaus zahlreichen
Zuhörerschaft in Chemnitz gehalten, welcher mit grosser
Begeisterung aufgenommen wurde. Sein Thema lautete:
„Glaube und Wissenschaft." Er stellt sich zwischen Beiden
auf den Boden der Erfahrungsthatsachen im Magnetismus
wie Spiritismus und macht Opposition gegen die Unterdrückung
der letzteren durch die Geistlichkeit und Polizeigewalt
. In den Chemnitzer wie Zwickauer Tageblättern
ist ausführlicher Notiz davon genommen worden, aber leider
nichts davon in die grösseren Zeitungen übergegangen,
weshalb wir zu spät davon erfuhren. — Was seine magnetische
Heilanstalt betrifft, so liegen uus zwei Zeugnisse
glaubwürdiger Personen aus der Gegend von Zwickau und
Werdau vor, nach denen Herr G. Wittig heftige Krämpfe,
die sich bei einem Knaben bis zu Besessenheits-Symptomen
gesteigert hatten, fast plötzlich heilte, und ebenso einen
hartnäckigen Fall von Epilepsie und Erblindung bei einer
Frau. An Rheumatismuskranken hat er laut seinem darüber
geführten Buche im Jahre 1885 über 500 geheilt.
Ihr Aerzte, gehet hin und thuet desgleichen! — Sein
„Aufruf für den Wanderlehrer W\ Knoreck in Wien44
(„Psych. Stud." Febr.-Heft 1886 S. 89 ff.) hat demselben
bereits die Sympathie und Unterstützung verschiedener hochgestellter
und bemittelter Personen erworben; aber es bedarf
noch vieler Hilfe, um die Sache nachdrücklichst ins
Werk zu richten, da der Mann für sich selbst doch nicht
Stile noch damit verknüpften pekuniären Opfer zu tragen
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