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Kurze Notizen.
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vermag. Es sind bereits ca. 600 Mark zu seiner Disposition
— er bedürfte aber mindestens die sechsfache Summe!
b) Heinrich Nitschmann in Elbing bespricht im „Magazin
f. d. Litteratur des In- und Auslandes" No. 7 v. 13. Febr.
1886 „Die neuesten geistigen Kundgebungen in Polen/*
erwähnt darin des am Mysticismus untergegangenen polnischen
Dichters Slorvacki, welcher sich des Mystikers Towianski Sekte
angeschlossen hatte. Am Schlüsse einer interessanten Ueber-
schau von Poeten und deren Leistungen sagt er: — „Das
Finale, das einzige Eesultat der zersetzenden Naturphilosophie
bleibt im gestirnten Himmel, im Schacht des Berges,
in der Zelle stecken, die Ursachen des Lebenshauches ergründet
sie nicht, aber auf der Spurjagd danach wird
Alles, was dem Menschen heilig ist, über Bord geworfen.
Und doch ahnte der Menschengeist aller Jahrhunderte vermöge
seiner Urtheilskraft etwas Grösseres, Erhabeneres,
als ihm hier anzuschauen vergönnt ist. Dem kraft dieses
Kalküls Erfassten leihen zwei neuere Werke über die Un- *
Sterblichkeit der Seele Ausdruck. Wer weihte bei dieser
Worte Klang nicht jenem Weisen Athens ein pietätvolles
Gedenken, dem Tugendhelden', der für seine Ueberzeugung
freudig in den Tod ging! Er bahnte den Denkern aller
Zeiten die Pfade. Wladyslaw Michael Deßicki stellt die Fortdauer
nach dem Tode nicht nur als philosophisch-religiöses,
sondern auch als physiologisches Postulat, die Grundsätze
der Materialisten aber als irrige Auffassungen der Facta
hin. Die andere, von Heinrich Siruve verfasste Schrift beweist
die Unsterblichkeit zum Theil apagogisch: ohne den
Glauben daran hätte sich die Menschheit niemals zu den
Idealen erheben können, welche ihre edelsten Thaten hervorrufen
und die Haupttriebfedern ihrer moralischen Entwicklung
sind. Moritz Straszewski geht in einem, der Universität
Edinburgh gewidmeten Traktat, Krakau 1884, auf
die Entstehung und Entwickelung des Pessimismus in Indien
zurück." —
c) Alten bürg, d. 22. Februar 1886. — Heute, am
22. Februar, sind 50 Jahre seit dem Tage verlaufen, an dem
unser Landsmann, Herr Dr. Julius Eduard Timmler, den
Grad eines Doctor medicinae bei der Universität zu Jena
erwarb; seine im klassischen Lateinisch geschriebene Dissertation
ist „De Iride." Sein Vater war Schullehrer in Tautenhain
bei Eisenberg; daselbst geboren am 29. October 1809,
zog er mit seinem 1810 nach Lohma an der Leina versetzten
Vater dahin, besuchte 1819 bis 1824 das damalige
Winkler'scke Institut und dann von 1824 bis 1832 das
Gymnasium zu Altenburg, Vom Jahre 1832 besuchte er
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