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, Kurze Notizen.
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Experimente wurden mit Rücksicht auf den krankhaften
Zustand der Patientinnen nicht vorgenommen.
ff) Der Spiritismus. Von Dr. Carl du Prel — ist
ein neuer anregend geschriebener Artikel in „Ueber Land
und Meer" Nr. 22, 1886. Er sagt darin: — „Was am
Spiritismus zu tadeln ist, wird mit der Zeit verschwinden,
wenn unsere Gelehrten zum Bewusstsein ihrer Aufgabe gelangen
werden. Diese haben sich ja — weil mehr in der
Studirstube als in der Welt lebend — von jeher weniger
durch die Entdeckung neuer Erscheinungen ausgezeichnet,
als, nachdem dieselben endlich anerkannt waren, durch die
wissenschaftliche Untersuchung und Erklärung derselben,
wodurch diese erst eigentlich zum Eigenthum der Menschheit
wurden." Am Schlüsse glaubt er „keck prophezeien
zu können, dass, bevor unser Jahrhundert zu Ende gehen
wird, der Spiritismus die Lehrstühle der Universitäten erobert
haben wird." — Wir glauben das auch, aber nur,
soweit es die ihm zu Grunde liegenden physiologischen und
psychologischen Thatsachen betrifft, nicht aber in seiner
bisherigen Form eines ohne alle Kritik auf das Jenseits
der realen Geisterwelt bezogenen Gespenster-Aberglaubens.
h) Ossip Schubin, eine plötzlich berühmt gewordene
Schriftstellerin, welche besonders durch die Prägnanz ihrer
dichterischen Gestalten im sog. high life wirkt, hat in ihrem
neuesten Roman: „Gloria victis!" (Ruhm den Besiegten!)
in der VI.—XL Fortsetzung der „Halbmonatshefte der
Deutschen Rundschau" (Berlin, Gebr. Paetel) No. 21 vom
1. August 1885 ihre scharfe Aufmerksamkeit auch tieferen
Problemen des Seelenlebens zugewendet, wie folgende Stellen
beweisen: — „Der Spiritismus ist eine Lieblingsbeschäftigung
aristokratischer Dilettanten, und jede Familie, 'qui se
respecte/ hat ihr Gespenst. — Die Zinsenburg's*) haben ihre
weisse Frau, die Truyns ihren grossartigen Viererzug, der
als Vorbote besonders schrecklicher Familienereignisse, Niemand
weiss, woher oder wohin, an den Fenstern der Truyn-
burg im Böhmerwalde vorüberrasselt. Die Kamenz haben
nur eine schwarze Faust, die unheimliche Feuerzeichen an
die Wände malt; die Lodrins aber haben ihre blinde Frau,
die man lachen hört, wenn Schmach oder Unglück dem
Hause nahe rückt. Von allen Famüiengespenstern Böhmens
ist diese lachende Blinde das Schauerlichste. Ins graue
Alterthum zurück fällt der Ursprung der Sage. Im 11.
oder 12. Jahrhundert hatte sieh's zugetragen, dass ein Ritter
*) Zwar Pseudonym, wie alle folgenden Geschlechter-Namen; aber
sie handelt in obigem Roman speziell vom österreichischen Adel und
seinen spezifischen Eigentümlichkeiten. — DerSekr»d. Red.
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