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Wiesendanger: Slade und seine Mediumität. 155
fähren? Ich weiss sehr wohl, wie diese Idee und die weitere
Entwicklung derselben einen Sturm von Widersprüchen
erzeugen wird. Man folge mir aber bis zum Schluss, und
ich glaube, der Sturm wird sich legen, event. werden
Andersgläubige vielleicht die Mühe sich nehmen, meine
Hypothese zu widerlegen, und unterziehe ich mich gern jeder
besseren Ueberzeugung — immerhin diente es dazu, die
Sachlage zu klären. Wenn wir den Ausdruck „Schwindel
und Betrug" insofern verändern, indem wir statt dessen
sagen: „sie helfen, sie unterstützen die Manifestationen,"
so kämen wir der Wahrheit näher. Vergleichen wir die
Kraft, die hier thätig ist, ob sie nun der eignen Psyche
entstammt oder von Geistern herrührt, mit der Naturkraft
im Allgemeinen, d. h. mit jedem Entwicklungsprocess.
Müssen wir da nicht anerkennen, dass Alles eines Anstosses,
einer Förderung bedarf? Würde z. ß. eine Kugel das
Gesetz der Schwere, der Trägheit überwinden, wenn ihr
nicht eine fremde Kraft behülflich wäre? Nichts desto-
weniger aber ist es die fremde Kraft doch nicht aliein,
die sie den Punkt der Trägheit überwinden lasst. Sie
birgt in sich eine Eigenkraft. Man nehme zwei gleich
grosse eiserne Kugeln, die eine hohl, die andere massiv,
und schleudere sie fort Die massive wird, den Punkt der
Trägheit nicht überwindend, eher zur Erde fallen, als die
hohle. Wird aber in den Schleuderprocess so viel Kraft
gelegt, dass die massive den Punkt der Trägheit überwindet
, so lässt sie die hohle Kugel weit hinter sich zurück.
Diese Thatsache erklärt sich nicht aus der Schleuderkraft
, sondern aus der Beschaffenheit der Kugel selbst,
sonst müsste die hohle ebensoweit gebracht werden. Also
nicht die Kraft des Anstosses der Förderung, sondern die
in der Kugel ruhende Eigenschaft (Eigenkraft) bewirkt
dieses.
Ferner ist nicht die Kraft (der Anstoss, die Förde-
ueng) des Pferdes der alleinige Faktor bei einer Fortbe-
rwgung des Wagens. Die Eigenkraft des Wagens (die
Schwere desselben) macht dem Pferde die Arbeit leichter,
wenn es erst angezogen hat. Ein Eisenbahnzug in Bewegung
ist nicht im Stande, sofort stillzuhalten. Seine
Eigenkraft treibt oder reisst ihn vorwärts, und sie ist so
stark, dass er bei einem durch gewaltiges Hiuderniss plötzlich
entstandenen Halt etc. zerschmettert würde.
Um aber nun die Kugel, den Wagen oder die Eisenbahn
in Bewegung zu versetzen, bedarf es einer fremden
Kraft, eines Anstosses, eines Förderungsmittels. Erkennen
wir denn nun dasselbe Gesetz nicht in Allem, was die
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