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Rutscher: Humor und Anderes im Spiritismus.
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Von den Herren Tagesscliriftstellern wird immer und
immer verächtlich betont, dass bei den Aeusserungen, die
die Spiritisten von ihren citirten oder freiwillig dieselben
besuchenden „Intelligenzen" (ich vermeide mit Absicht den
Ausdruck „Geister," denn ich möchte doch auch ein wenig
intelligent erscheinen,) erhalten, fast immer „höherer Blödsinn
" zu Tage gefördert werde. Gegen diese Aufstellung
möchte ich für diesmal — obwohl das in No. 1 citirte
Gedicht diesen Einwurf gewiss schon einigerniaassen entkräftet
— eine Lanze einlegen. Ich werde für diesmal zu
beweisen versuchen, dass auch „jenseits der Leitha" —
wenn dieser Ausdruck erlaubt ist — vielfach körniger
Humor wohnt, der uns das Jenseits, an das ich persönlich
fest glaube, in einem helleren Lichte erscheinen lässt. Ich
will mich so kurz als möglich fassen.
Es ist der gleiche Cirkel, wie er geschildert wurde,
und der alte Herr, der jetzt in München lebt, ist unser
Medium.
Eines schönen Tages — doch nein, es war ja Nacht,
— meldet sich der Dichter Herne. Ob er es gewesen, oder
ob ein von uns „Neckgeist" genannter „Ersatzmann" sich
vorgedrängt, kann ich nicht untersuchen; ich berichte nur
die Aeusserungen, die mir der Veröffentlichung nicht un-
werth erscheinen.
Im Verlaufe der Unterhaltung, die immer schriftlich
geführt wurde, wagte ich die schüchterne Frage: — „Was
halten Sie von meinen Gedichten?"*)
Die sofort erfolgende Antwort lautete: —
Ich halte — mir Ihre Gedichte nicht,
Dies ist mein einz'ger Trost in dieser Oede,
Denn wo's nach Pech und Schwefel riecht,
Da war von Ihnen nie die Rede;
Bei uns ist nicht im Gebrauche
Die Pegasusjauche!"
Offen gestanden, ist mir zum Glücke noch von keinem
Kritiker „diesseits der Leitha" eine solche Abfertigung
widerfahren.
Nachher fragten wir, — Herr Jffamma und ich. — ich
darf den Namen wohl nennen, — was er von uns Beiden
halte? (In Parenthese sei gesagt, dass er Componist ist
und ich Dichter).
*) Der geehrte Herr Verfasser hat ein Büchlein Gedichte, „Nelken
und Reseden** betitelt, 96 S. kl. 8° im Selbstverläge zu Eriskirch
am Bodensee veröffentlicht, das „Seiner Hoheit dem regierenden
Herrn Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha in tiefster Ehrfurcht
zugeeignet** ist — Die Red.
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