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158 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1886.)
Die überaus derbe Antwort hiess: —
„Der Hamnta und der Butscher
Sind der Poesie Mistbeetratseher!"
Wir fühlten uns natürlich nicht sehr geschmeichelt,
wurden aber durch ein herziges Gedicht entschädigt, das
einen fahrenden Musikanten, der mit seiner Fidel unter
einem Hollunderbusche liegt, schildert. Leider ist das Poem
verlorni gegangen. —
Ein ander Mal meldete sich „Wilhelm König von
Württemberg." Selbstverständlich waren wir erfreut über
einen so vornehmen Besuch und ersuchten allerunterthänigst
um eine gnädige Aeusserung.
Diese erfolgte auch und füllte ein ganzes Folioblatt,
von dessen Inhalt Herr H. — das Schreiben ging mit
geradezu rapider Schnelligkeit — absolut nichts zu wissen
behauptete. Hasch eilte ich nach Beendigung des Schriftstückes
, das in aller Form und ganz in steifem Kanzleistyl
abgefasst war, zum Lichte, um die huldvolle Aeusserung
zur Kenntniss des Publikums zu bringen.
Wir waren aber sehr enttäuscht, denn der Anfang des
Cabinetschreibens, an den ich mich noch lebhaft erinnere,
lautete: — »Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden, König von
Württemberg, Herzog von Tek, Graf zu Urach etc. verfügen
hiermit, dass sofort alle Spiritisten innerhalb unserer Landesgrenzen
verhaftet und auf die Veste Hohenasperg abgeführt
werden etc.u —
Die Sensation war natürlich keine kleine, und ich
werde gewiss Glauben finden, wenn ich sage, dass Niemand
aus dem CirkeJ auch nur im Entferntesten an so
etwas gedacht hatte. Wir alle hatten im Gegentheil ein
Schreiben voll Huld und Gnade erwartet.
An einem andern Abende ersuchten wir eine der sich
äussernden „Intelligenzen", — wenn ich mich recht erinnere,
war es wieder Heinrich Heine oder Jemand, der sich für
ihn ausgab, — uns über die Tagesbeschäftigung etc. des
deutschen Kaisers Auskunft zu geben.
Als Antwort erfolgte ein köstliches Gedicht, das leider
wie viele andere Papiere in den Ofen wanderte. Ich erinnere
mich nur noch an folgende Stelle: —
„Dann zieht Der von Gottesgnaden
Beine Strümpfe an die Waden,
Nachher will Er was zu essen,
TVas das habe ich vergessen etc." —
Auch Shakespeare schenkte uns einmal die Ehre seiner
Gegenwart. Ich war, offengestanden, denn es gehört zur
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