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Kurze Notizen
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dem Kirchhof zu Nikolsköe liegen Beide — der Elsasser
und die Holsteinerin. Das deutsehe Kaiserhaus hatte ihnen
die Stätte da bereitet." —
c) Herr W. W. von Massorv war „Unter den Dienern
des Feuers" und berichtet über die berühmteste Stelle der
persischen Feueranbetung im Orte Surachan bei Baku auf
der Halbinsel Apscheron an der westlichen Seite des kas-
pischen Meeres und an den letzten Ausläufern des Kaukasus
im „Daheim" Nr. 2, 1886. „Dieses fast einer Wüste
gleichende Gebiet ist der Schauplatz des merkwürdigen
Zusammentreffens einer modernen Industrie mit einer alten,
halb verschollenen heidnischen Religion. Der uralte Kultus
der Feueranbeter und die Ausbeutung von Petroleumquellen
: — das ist eine Zusammenstellung, welche fast
etwas Komisches hat; darnach finden wir auf Apscheron
beides friedlich nebeneinander!" — Ihr Lichtgott Ormuzd
erscheint den Persern mit den Geistern des Lichtes in den
ihnen unerklärlichen Naphthaflammen, welche aus dem Erdboden
emporsteigen. Ein uraltes Kloster der Guebern
(Parsen) liegt dort, in welchem um den sogenannten Feuertempel
herum und in dessen Mitte aus in die Erde ge-
stossenen Röhren brennende Gase aufsteigen und entzündet
werden« Selbst weit in die See hinein erstrecken sich die
unterirdischen Naphthaquellen und brennen, angezündet,
über dem "Wasser. Dass sich die naive Anschauung der
dortigen Bewohner solches nicht anders als durch ihren
göttlichen Ormuzd und dessen Hilfsgeister erklären
konnte, liegt nahe. Erst Russland hat nach Besitzergreifung
des Kaukasus und durch seine Konkurrenzbestrebungen mit
dem amerikanischen Petroleum, besonders seit 1881 durch
Erbauung einer Eisenbahn von Baku bis Tiflis am
schwarzen Meere, sich diese Erdölquellen wirtschaftlich zu
Nutze gemacht. Die dortigen Nobefschen Fabriken werden
allein von 60 Quellen genährt. Selbst der Feuertempel
gehört bereits zu dem Grundstücke einer grossen Fabrik.
Diese dem Feuerglauben feindliche Kultur hat die Feueranbeter
allmählich auf- und weggescheucht. Jetzt erscheinen
nur noch grösstenteils Hindus aus fernen Weltgegenden,
„Einstweilen hat sich jedoch noch eine andere Klasse von
Feueranbetern der Sache bemächtigt. Mit dem Fortschreiten
europäischer Kultur in diesen Gegenden ist nämlich der
Feuerkultus mehr als früher ein Gegenstand der Neugier
und Aufmerksamkeit geworden. Dieser Umstand wurde
nicht so bald bemerkt, als er auch für die Bewohner des
Landes eine grosse Versuchung wurde, daraus Nutzen zu
ziehen* Seitdem erscheinen senr häufig unechte Feuer-
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