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1D2 Psychische Studien. XIII. Jahr*?. 4. Heft. (April 1886'.)
anbeter, welche die Erfahrung machen, dass es keine bewährtere
Handhabe zum Betteln und Einsammeln von
Trinkgeldern giebt, als die Neugier der Menschen anzulocken
und sich auf solche Weise interessant zu machen. Diese
braven Leute sind ausserdem uneigennützig genug, sogar
ein Uebriges zu thun; sie sind nämlich viel mehr für die
Unterhaltung der Zuschauer besorgt, als die wirklichen
Guebern. Die Letzteren nähern sich nach Erfüllung einfacher
ReinigungsVorschriften dem heiligen Symbol unter
den im Orient gewöhnlichen Zeichen der Andacht und Verehrung
; dann verehren sie (vor ihrer Flamme) in Gebet
und stiller Betrachtung. Ihre Nachahmer aber haben
sich ein vollständiges System von Ceremonien und mystischen
Gebräuchen ausgedacht und finden diese eigenen Ansichten
über Feueranbetung viel wirksamer und vorteilhafter." —
Wegen der eigentlichen Schilderung des Ortes verweisen
wir auf den Artikel selbst. Wir schliessen mit folgenden
Worten des Verfassers : — „Wie lange wird eu dauern, und
der ganze Feuerdienst gehört der Geschichte an! Wir
können es wenigstens hoffen, dass über diesem seltsamen
Gemisch tiefsinniger Wahrheiten, grobsinnlich aufgefasster
Allegorien und abergläubischer Vorstellungen bald das
wahre Licht des Christenthums aufgehen wird. Dass die
nüchterne moderne europäische Prosa sich so dicht und
unvermittelt neben dieses Stück Alterthum gestellt hat,
trägt gegenwärtig zwar nur dazu bei, die Wirkung des
Gegensatzes zu vergrössern; bald aber wird das Moderne
die Alleinherrschaft erlangt haben.4' — Im sinnlichen
Forschungsgebiete, ja! — aber nicht auf dem rein geistigen.
Noch heute ist die Wissenschaft nicht ganz klar über das
Urwesen des Lichtes und dessen wahren Ursprung —
auch ist die geologische Bildung des Naphthas noch keineswegs
voll ergründet. In einem Punkte werden die alten
Feueranbeter doch wohl Recht behalten, dass das Geheimniss
ihrer brennenden Quellen sich zurückverliert bis in die Geheimnisse
der Schöpfung und ihrer Gottheit. Das ist aber
auch die einzige, sicherste und letzte Wahrheit des alten
wie des modernen Spiritualismus. Identificiren lässt sich
derselbe mit keiner einzelnen Erscheinung, welche unsere
Sinne und uLser Verstand stets auf ihre nächsten und nicht
allerletzten Ursachen zurückzuführen gezwungen sind. Daher
der scheinbare Zwiespalt der sinnlichen und religiös-philosophischen
Betrachtungsweise des bloss abgeleiteten und
eigentlichen Ursprungs aller Phänomene. Schliesslich sind
sie alle auf Gott und Geisteskräfte zurückzuführen.
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